(erschienen in VELOPLAN, Nr. 01/2025, März 2025)
Studie aus Großbritannien
Radwege erhöhen Immobilienwerte
Ein gut ausgebautes Radwegenetz kann laut einer Studie von Ökonomen aus Birmingham den Wert einer Immobilie steigern. Dahinter steht für die Wissenschaftler eine potenziell hohe Nachfrage.

Laut zwei britischen Ökonomen besteht ein Zusammenhang zwischen einem gut ausgebauten Radwegenetz und Immobilienwerten in dessen Umfeld. Das haben Erez Yerushalmi von der Birmingham City University und David Hearne von der University of Birmingham am Beispiel des Großraums Manchester festgestellt. „Unsere Ergebnisse deuten auf eine ungedeckte Nachfrage nach Fahrradinfrastruktur hin, eine, die Immobilienentwicklern und politischen Entscheidungsträgern noch nicht bewusst ist“, interpretieren die Forscher ihre Ergebnisse.
Andere Beispiele ließen sich in Großbritannien nicht finden, heißt es in einer Mitteilung. Das dürfte laut den Forschern mit der dortigen schlechten Infrastruktur zusammenhängen. Die mache das Radfahren wenig attraktiv und unsicher. „Gegner von Investitionen in das Radwegenetz argumentieren, dass diese im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern (einschließlich ÖPNV), die eine größere Reichweite haben und mehr Komfort bieten, möglicherweise keine nennenswerten Vorteile bringen“, so die Ökonomen. Derzeit seien Fahrradskeptiker dominierend.
Netzwerkeffekt statt Teufelskreis
Derzeit werde aus einem Teufelskreis heraus nicht ausreichend investiert, schlussfolgern Yerushalmi und Hearne. Schlechte Infrastruktur führe zu wenig Nutzung und die wiederum zu mangelhaften Investitionen in die Infrastruktur. Die höheren Immobilienpreise in der Nähe von Radwegnetzen sprächen jedoch für eine potenziell hohe Nachfrage. Die Wissenschaftler plädieren in einem Text für das Medium „The Conversation“ für einen möglichen positiven Kreislauf, wenn investiert würde. „Das ist ein sogenannter Netzwerkeffekt, bei dem der Wert eines Systems steigt, je mehr Menschen es nutzen, wodurch eine positive Rückkopplung entsteht.“
(sg)
Deutsche Dienstrad ist Partner
Dienstrad-Leasing für Landesbedienstete in Rheinland-Pfalz startet
Nach der Vertragsunterzeichnung vor fast einem Jahr mit der Deutschen Dienstrad kann es jetzt für die Landesbediensteten in Rheinland-Pfalz losgehen. Vorausgegangen waren eine Programmierung der Dienstrad-Applikation und anschließende Tests.
Alle Beamtinnen, Richterinnen sowie Tarifbeschäftigte in Rheinland-Pfalz haben nun die Möglichkeit, über den Deutsche Dienstrad MobilityHub oder auch direkt über den Fachhandel vor Ort Fahrräder zu beziehen. „Wir als Familienunternehmen und Mobility Technology Company möchten das Ziel der nachhaltigen Mobilitätswende zusammen mit der Digitalisierung gemeinsam in Einklang bringen. Mit dem Bundesland Rheinland-Pfalz freuen wir uns über die zukünftig enge Zusammenarbeit“, erklärt Christina Diem-Puello, Geschäftsführerin Deutsche Dienstrad.
„Vom ersten Kontakt haben alle Projektbeteiligten hervorragend zusammengearbeitet. Nach dem Freistaat Bayern ist das Bundesland Rheinland-Pfalz unser nächster Großpartner aus dem öffentlichen Sektor in Deutschland“, sagt Maximilian Diem, Geschäftsführer Deut-sche Dienstrad.
Geleast werden können Fahrräder und E-Bikes, deren Wert (einschließlich Zubehör) den Betrag von 7000 Euro (Hersteller-UVP) nicht übersteigt. Die Bediensteten sind frei hinsichtlich der Wahl des Fahrrads (Marken, Modelle, Typen). Auch E-Bikes, Lastenräder und Fahrräder für Menschen mit Behinderungen sind möglich.
(jw)
Fünf weitere Jahre
EU verlängert Strafzölle auf E-Bikes aus China
Im Januar hat die EU-Kommission entschieden, dass auf in China gefertigte E-Bikes auch in den kommenden fünf Jahren Anti-Dumping-Strafzölle erhoben werden sollen. Der genaue Tarif wird nach Betrieben gestaffelt.

Verzerrt die Volksrepublik China den globalen Wettbewerb durch Subventionen für exportorientierte Industrien und Betriebe? Die Diskussion darüber hält schon länger an – und fokussierte zuletzt stark den Bereich der PKWs mit Elektroantrieb. Aber auch bei den E-Bikes stellt sich die Frage angesichts der enorm großen Fertigungskapazität chinesischer Unternehmen. Während die European Bicycle Manufacturers Association (EBMA) als Vertretung der europäischen Hersteller für eine Fortsetzung der 2019 eingeführten Strafzölle eintrat, hielt LEVA-EU als Vereinigung der Importeure leichter Elektrofahrzeuge vehement dagegen und machte geltend, dass Anti-Dumping-Strafzölle das Preisniveau für E-Bikes erhöhten und somit sozial Benachteiligte von der E-Mobilität ausgeschlossen würden. Zudem seien viele Unternehmen mit der komplexen Bürokratie überfordert, was schon zu einigen Pleiten geführt habe.
Untersuchungen
Im Januar 2024 startete die EU-Kommission auf Ersuchen der EBMA eine Untersuchung dazu, ob die Anti-Dumping-Strafzölle um weitere fünf Jahre verlängert werden sollten. Zentral waren dabei die Fragen, ob China heimische Produzenten wieder oder weiterhin mit Subventionen unter die Arme greifen würde und ob für europäische Produzenten aus dieser Wettbewerbsverzerrung ein Schaden entstehen könnte. Die EU-Kommission lud im Zuge der Ermittlungen auch die Volksrepublik China zu Stellungnahmen ein, aber Peking ging nicht auf diese Offerte ein. Dafür wehrte sich eine ad hoc gebildete Vereinigung von acht europäischen Firmen, die Teile aus China oder Drittländern importieren und E-Bikes aufmontieren, gegen die Verlängerung der Strafzölle. Vergeblich, denn am vergangenen Freitag fällte die EU-Kommission den Entschluss, dass die Anti-Dumping-Strafzölle weiterhin notwendig seien und um fünf Jahre verlängert würden.
Unterschiedliche Sätze
Diesen Entscheid begründet die EU-Kommission damit, dass gerade exportorientierte Industriezweige in China weiter subventioniert würden. Somit würden dort produzierte E-Bikes bei einer Aufhebung der Anti-Dumping-Strafzölle Wettbewerbsvorteile genießen, und dies zum Schaden europäischer Produzenten. Konkret werden auf aus China gefertigte und in die EU importierte Waren die folgenden Tarife erhoben: Für bei der Untersuchung der EU-Kommission nicht kooperative Firmen werden Zölle in der Höhe von 9,9 Prozent bis 70,1 Prozent des Warenwertes fällig. Für kooperative Firmen fallen die Zolltarife mit 3,9 bis 17,2 Prozent deutlich geringer aus. Die Herstellervereinigung EBMA begrüßt den Entscheid der EU-Kommission, der viele KMUs in Europa vor den Folgen eines verzerrten Wettbewerbs schütze.
(lvr)
Sonderauswertung der Unfallstatistik zeigt:
Fahrräder und Pedelecs häufiger in Arbeitsunfälle verwickelt
Die Berufsgenossenschaft BG Verkehr hat meldepflichtige Arbeits- und Dienstwegeunfälle ihrer Versicherten ausgewertet. Pedelecs und Fahrräder sind am zweithäufigsten in Arbeitsunfälle verwickelt.

Genauer geht es in der stichprobenartigen Analyse der BG Verkehr um meldepflichtige Arbeits- und Dienstwegeunfälle, die sich zwischen Juli 2022 und Juni 2023 ereigneten. Hochgerechnet ist insgesamt von 7650 Unfällen die Rede, wovon 6388 als leichte Unfälle ohne stationären Krankenhausaufenthalt zu werten sind. 42 der Unfälle endeten tödlich.
Pkw hatten mit 31 Prozent den größten Anteil am Unfallgeschehen. Auf Platz zwei folgen Fahrräder und Pedelecs, die zusammen auf 23 Prozent der Unfälle kamen. Lkw über 7,5 t waren an 22 Prozent der Unfälle beteiligt, gefolgt von Kleintransportern bis 3,5 t (11 Prozent) und Bussen (6 Prozent).
Fahrräder seien in den Mitgliedsunternehmen der BG Verkehr unter anderem in der Postzustellung und bei den Kurierdiensten relevant. Hinzu kamen in den letzten Jahren Fahrräder, mit denen die Firmen Lebensmittel ausliefern. Pedelecs sorgten in den vergangenen Jahren für einen Schub bei den genutzten Fahrzeugen.
Viele Alleinunfälle
„Was uns bei Fahrrädern und Pedelecs auffällt, ist der hohe Anteil an Alleinunfällen“, sagt Martin Küppers, Leiter Regelwerk und Arbeitssicherheit bei der BG Verkehr. Als Alleinunfälle definiert sind Verkehrsunfälle, bei denen es keinen Unfallgegner gibt. Beispiele sind Stürze oder das Abkommen von der Fahrbahn. Über alle Branchen hinweg beträgt der Anteil der Alleinunfälle 34 Prozent. In den Branchen, in denen Fahrräder und Pedelecs eingesetzt werden, liegt er deutlich höher. Bei den 643 Unfällen in der Lebensmittelauslieferung etwa waren in 583 Fällen Fahrräder oder Pedelecs involviert. Davon waren zwei Drittel Alleinunfälle.
Auch wenn viele Unfälle auf zwei Rädern sich durch schwierige Wetterbedingungen oder Straßenverhältnisse erklären lassen, ist die Hauptunfallursache der Analyse zufolge dem persönlichen Bereich zuzuordnen. „Um unsere Versicherten für die Gefahren auf dem Fahrrad und dem Pedelec zu sensibilisieren, werden wir uns in diesem Jahr aktiv an der Schwerpunktaktion des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) beteiligen, die unter dem Motto ‚Sichere Radfahrmobilität auf Arbeits- und Dienstwegen‘ steht“, kündigt Dr. Nadia Schilling, Leiterin der Fachgruppe Verkehrssicherheit bei der BG Verkehr, an. Geplant ist unter anderem eine Aktion zum bundesweiten Tag der Verkehrssicherheit am 21. Juni. Für mehr Sicherheit sorgen verkehrssichere Fahrräder und Schulungen für den Umgang mit ihnen. „Das ist nur auf den ersten Blick trivial“, heißt es von der BG Verkehr. „Die Fahrphysik eines Zweirads ist mit einer Transportbox oder einem Rucksack auf dem Rücken ganz anders, als es die meisten Radfahrer gewohnt sind“, warnt Küppers.
Ein Lichtblick für die Nutzer*innen der Zweiräder ist, dass der Anteil an den schweren und tödlichen Unfällen sehr gering ist. Lkw verursachten 488 dieser Fälle, gefolgt von Pkw (320 Fälle), Kleintransportern bis 3,5 t (173 Fälle), Fahrrädern (84 Fälle) und Pedelecs (46 Fälle).
Aus dem Untersuchungszeitraum wurden 685 Versicherungsfälle stichprobenartig aufgenommen und untersucht. In der Hochrechnung entsprechen diese 7650 Unfällen. Die Hochrechnungsfaktoren stammen von der DGUV-Arbeitsunfallstatistik.
(sg)
Präfektur Ehime
Velo-City 2027 erstmals in Japan
Zum ersten Mal in der Geschichte der Konferenz findet der Welt-Fahrrad-Kongress Velo-City in Japan statt. Den Zuschlag gab die European Cyclists‘ Federation (ECF) der Präfektur Ehime.

Matsuyama, die Hauptstadt der Präfektur Ehime, hat einen Radverkehrsanteil von 15 Prozent am Modal Split.
Die Präfektur Ehime gilt laut ECF als eine der fahrradfreundlichsten Regionen in Japan. Entsprechend sei der Ort passend, um die 2027er- Ausgabe der Konferenz Velo-City dort abzuhalten. Vom 25. bis 28. Mai 2027 gastieren die globalen Radverkehrsakteur*innen in der Hauptstadt der Präfektur Matsuyama, gelegen im Nordwesten der Insel Shikoku. Als Veranstalter tritt neben ECF die Präfektur Ehime auf. Tokihiro Nakamura, Gouverneur der Präfektur, fühlt sich durch die Entscheidung der ECF geehrt: „Diese Ehre wird in hohem Maße dazu beitragen, das Umfeld für das Radfahren in Japan und damit in ganz Asien zu verbessern, denn die Ausrichtung des weltweit größten Radverkehrs-Events hier in Japan wird auch dazu beitragen, dass die Menschen mehr über die Radverkehrspolitik erfahren, die in Europa entwickelt wird. Fahrräder sind nicht nur nachhaltige Verkehrsmittel, sondern auch eine wunderbare Möglichkeit, die Gesundheit zu fördern, eine Sinnhaftigkeit im Leben zu finden und neue Freundschaften zu schließen.“
In Japan macht der Radverkehr etwa 13 Prozent des Modal Splits aus. In Matsuyama liegt dieser Wert bei 15 Prozent. Ein Viertel der Menschen fährt mit dem Rad zur Arbeit oder zur Schule. Die Radverkehrsförderung der Präfektur nimmt unter anderem die Rolle des Fahrrads als Transportmittel und in der Tourismusförderung in den Blick. Seitens der ECF freut man sich über die Zusammenarbeit mit der Präfektur. Präsidentin Jill Warren: „Ehime ist ein außergewöhnliches Beispiel für eine Region, die die vielen Vorteile des Radfahrens als inklusives, widerstandsfähiges und gesundes Verkehrsmittel nutzt und gleichzeitig einen Beitrag zu Zielen wie den Sustainable Development Goals (SDGs) leistet. Wir glauben, dass Ehime und Japan eine Quelle großer Inspiration für viele Städte und Länder sein können, wenn es darum geht, das Radfahren sicher und zugänglich zu machen, und wir glauben, dass viele unserer Velo-Citizens sehr daran interessiert sein werden, Ehime im Rahmen ihrer Teilnahme 2027 kennenzulernen.“
Vor der japanischen Präfektur sind noch zwei andere Austragungsorte am Zug. In diesem Jahr findet Velo-city im polnischen Danzig (siehe Seite 80), 2026 dann im italienischen Rimini statt.
(sg)
Für den Aufbau in US-Städten
Hohe Zuschüsse für Swobbee und Oonee
Der Anbieter Swobbee konnte sich gemeinsam mit dem Unternehmen Oonee staatliche Zuschüsse in Höhe von 3,7 Millionen US-Dollar sichern. Das Geld soll in Park- und Ladestationen in US-Städten fließen.
Das US Joint Office of Energy and Transportation fördert den Batteriewechselexperten Swobbee und den Park- und Ladeinfrastrukturanbieter Oonee. Mindestens 20 Park- und Ladestationen in Minneapolis und zehn weitere Stationen in Jersey City sollen die Unternehmen mit den Zuschüssen in Höhe von 3,7 Millionen US-Dollar errichten können. In Jersey City würde sich die Gesamtzahl der Stationen damit auf 17 erhöhen.
Laut Swobbee werden auch in den USA mehr E-Bikes als Elektroautos verkauft. Die geförderten Stationen sollen den Zugang zu sicherer, zuverlässiger und nachhaltiger Mikromobilitäts-Infrastruktur für Pendlerinnen, Lieferfahrende und Großstadt-Bewohnerinnen in den Vereinigten Staaten verbessern. Ein Teil des Geldes fließt an das Rudin Center for Transportation Policy and Management der New York University. Forscher*innen sollen dort die Wirksamkeit des Programms bewerten und einen Leitfaden mit Best Practices entwickeln.
Eine sinnvolle Investition sind die Stationen auch deshalb, weil in New York jeder vierte Haushalt bereits einen Fahrraddiebstahl gemeldet hat und es durch nicht zertifizierte Batterien seit 2022 über 545 Brände und 24 Todesfälle gab. „Dies ist ein Wendepunkt im Kampf um den Ausbau dieser wichtigen nachhaltigen Infrastruktur in Städten überall in Amerika. Ein sicherer, bequemer Ort zum Parken und Laden ist das Fundament der Mikromobilitätserfahrung und sollte ein fester Bestandteil der städtischen Infrastruktur sein“, so Shabazz Stuart, CEO von Oonee. „Wir freuen uns darauf, mit Swobbee, der NYU und den Städten zusammenzuarbeiten, um eine Vorlage zu schaffen, die in ganz Amerika repliziert werden kann.“
(sg)
Bilder: www.pd-f.de / Luka Gorjup / Lux Fotowerk, Pixabay.com, DGUV / Buschardt, ECF/Präfektur Ehime