(erschienen in VELOPLAN, Nr. 03/2025, September 2025)
Streetscooter-Wurzeln
Lastenrad ZET will Gamechanger für Stadtverkehr sein
Das Team der ZETmobil GmbH aus Köln will mit dem vierrädrigen Lastenrad ZET die Lücke zwischen Fahrrad und Auto noch besser schließen. Die Produktion soll im nächsten Jahr beginnen.
Das vierrädrige Lastenrad ZET soll laut den Entwicklern Familien, Pendler und alle, die klimafreundlich und clever unterwegs sein wollen, überzeugen. Das Fahrzeug bietet einen komfortablen Einstieg, eine bequeme Sitzposition, viel Stauraum für Mitfahrende, Einkäufe oder Gepäck und soll vor der Witterung schützen sowie sicher sein.
Technisch setzt das Team aus Köln auf seriellen Hybrid, bei dem keine Kette nötig ist, sondern ein Generator die auf die Pedale gebrachte Energie in Strom umsetzt. Diese verschleiß- und wartungsarme Konstruktion habe zusätzlich den Vorteil, dass auch an Ampeln weiter Strom produziert werden kann. Die Reichweite der entnehmbaren Batterie liegt je nach gewählter Größe zwischen 60 und 130 km. Für den Antrieb sorgt ein (optional zwei) Elektromotor am Hinterrad. Die Räder sind einzeln aufgehängt, was für Komfort sorgen soll. Bei der Konstruktion wurde drauf geachtet, möglichst wenige bewegliche Bauteile einzusetzen und den Wartungsaufwand dadurch gering zu halten. Zur weiteren Ausstattung zählen Blinker, Tagfahr- und Bremslichter, Spiegel, Hupe und ein Display zur Anzeige von Akkustand und Geschwindigkeit sowie ein Rückwärtsgang für einfaches Rangieren und eine verstellbare Sitzposition. Bald soll noch eine App hinzukommen und weitere Informationen bieten.

Expertise aus Auto- und Fahrradindustrie
Das Gründungsteam der ZETMobil GmbH vereint über 80 Jahre Berufserfahrung in Entwicklung, Produktion und Vertrieb in der Automobil- und Fahrradindustrie. Seine Mitstreiter*innen Irina Grünwald (Qualität und Marketing) und Stefan Breil (Produktion, Anlaufplanung) hat Geschäftsführer und Entwickler Klaus Schorn beim Elektrotransporter-Hersteller Streetscooter kennengelernt.
Aus dem Automobilsektor wurden auch in der Entwicklung Konzepte übernommen, etwa der Zentralrohrrahmen, die Schwingarme und Federelemente. Das Chassis soll neue Maßstäbe setzen können mit Blick auf Haltbarkeit und Funktionalität sowie Kosten. Das Rad ist mit vielen verschiedenen, schnell wechselbaren Aufbauten und in unterschiedlichen Konfigurationen erhältlich und richtet sich an private wie gewerbliche Zielgruppen. Kindersitze oder Transportboxen lassen sich jederzeit nachrüsten. Die Preise starten bei 7790 Euro.
Bei den Verschleißteilen kommen ausschließlich Fahrradkomponenten zum Einsatz. So soll der Service in einem Netzwerk an Fahrradwerkstätten stattfinden können, welches das Team gerade aufbaut. Wenn die Produktion angelaufen ist und ein klares Bild über die Kosten besteht, wolle man zudem anfangen, Fachhändler für den Vertrieb zu suchen, heißt es auf Nachfrage von velobiz.de von Klaus Schorn. Die Produktion soll im nächsten Jahr anlaufen. Das Ziel lautet, 2026 430 Lastenräder, dann 920 (2027) und 960 (2028) Lastenräder pro Jahr zu produzieren. Anschließend sollen neue Produktionslinien die Kapazitäten erweitern.
(sg)
Preisverleihung in Frankfurt
„Deutschlands fahrradfreundlichste Schule“ ausgezeichnet
Auf der Eurobike wurden von der AKTIONfahrRAD und der Deutschen Verkehrswacht Schulen ausgezeichnet, die in Sachen Fahrradfreundlichkeit vorangehen. Zudem wurden noch zwei Sonderpreise vergeben.

Das Julius-Echter-Gymnasium aus Elsenfeld in Bayern wurde als fahrradfreundlichste Schule 2025 ausgezeichnet. Die weiterführende Schule stellte innerhalb von vier Jahren etliche nachhaltige Fahrradprojekte für die und mit den Schülerinnen auf die Beine. Ob Fahrrad als Wahlunterricht, der Aufbau eines Bikeparks oder die breite Kooperation mit Werkstätten und Sportvereinen, die Jury war überzeugt, dass hier das Fahrrad einen festen Platz im Schulalltag bekommen hat. Überreicht wurden die Auszeichnungen von der Mountainbike-Olympiasiegerin und zweifachen Weltmeisterin Sabine Spitz. Ein persönliches Video-Grußwort an die Gewinnerschule kam vom Schirmherrn Cem Özdemir. An die Friedrich-Spee-Gesamtschule in Paderborn wurde der Sonderpreis „Innovativ“ verliehen. Ausschlaggebend war die gesamte Planung und eigenverantwortliche Durchführung der Landesschulmeisterschaft NRW, mit der auch Qualifikationsplätze zur Deutschen Schulsportmeisterschaft vergeben wurden. Der Sonderpreis „Beginners“ ging an das Carl-Friedrich-von Siemens-Gymnasium in Berlin, das seit 2023 Teil der „Bike-fit“-Initiative ist. Zu Beginn des Schuljahres 2024/25 erhielten über 120 Schülerinnen der neuen 7. Klassen eine Radfahrausbildung. Radfahren ist zudem fester Bestandteil des Sportunterrichtes. Eine Parcours-Anlage und Fahrrad-AGs ergänzen das Freizeitangebot.
AKTIONfahrRAD-Geschäftsführer Ulrich Fillies: „Radfahren ist eine einfache Lösung für viele gesellschaftliche Probleme. Darum müssen wir das Radfahren in die Köpfe und die Menschen auf den Sattel bringen. Vor allem aber müssen wir damit früh anfangen und Kinder und Jugendliche begeistern. Unsere fahrradfreundlichsten Schulen machen genau das. Sie sind die Vorreiter für ein notwendiges Umdenken und zeigen mit einfachen Mitteln und engagierten Menschen, was alles gehen kann, wenn die Überzeugung und der Wille da sind.“
(pm)
Zukunft Fahrrad fordert:
Fahrräder nicht mit Scootern gleichstellen
Die Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge (eKF) soll so verändert werden, dass diese mit Fahrrädern gleichgestellt werden. Dem Verband Zukunft Fahrrad geht dieser Schritt zu weit.
Von Zukunft Fahrrad heißt es, dass es den grundlegenden Unterschieden der Fahrzeugarten nicht gerecht würde, wenn eKF, also vor allem E-Scooter, mit Fahrrädern gleichgestellt würden. Wasilis von Rauch, Geschäftsführer von Zukunft Fahrrad erklärt diesen Standpunkt: „E-Scooter und Fahrräder sind nicht das gleiche, und sie werden sehr verschieden genutzt. Das Fahrrad als zentrale Säule der aktiven Mobilität hat positive gesundheitliche, ökologische und ökonomische Effekte. E-Scooter hingegen sind Kraftfahrzeuge. Die Unterschiede müssen sich auch in der Straßenverkehrsordnung widerspiegeln. Ein Beispiel: Das Gehweg-Parken von Sharing-Scootern führt immer wieder zu Problemen. Beim Bikesharing kommt das in diesem Maß kaum vor. Bikesharing hat zudem einen sehr hohen Nutzen für die urbane Mobilität, es ist günstig und immer mehr Menschen nutzen es. Hier beide Sharing-Systeme gleichzusetzen und damit auch stationsloses Bikesharing zu verhindern, verschärft Konflikte an anderen Stellen. Ja, wir brauchen klare Regeln für Elektrokleinstfahrzeuge, Kommunen müssen nach ihren Bedürfnissen regeln können. Pauschale Einschränkungen für Bikesharing sind aber ein Fehler.“
Grundsätzlich begrüße der Wirtschaftsverband die Initiative des BMV, rechtliche Vereinfachungen und Maßnahmen anzustoßen, um die Verkehrssicherheit zu verbessern, heißt es weiter.
(sg)
Tourismus x Panasonic
Mobility Hub in Gmund am Tegernsee offiziell eröffnet
Hochwertige E-Bikes kontaktlos buchen und ausleihen unabhängig von Geschäftszeiten: Das ist ab sofort in Gmund am Tegernsee möglich. Mit im Sattel: E-Antriebsspezialist Panasonic und weitere Akteure aus der Branche.
Anfang August wurde der Mobility Hub am Bahnhof von Gmund am Tegernsee offiziell eröffnet. Der Mobility Hub bietet insgesamt zwölf hochwertige E-Bikes, die für alle Ansprüche und Größen geeignet sind. Die Bikes können bequem rund um die Uhr online unter mobility-hub.bayern reserviert werden, was eine einfache und kontaktlose Buchung ermöglicht. Die Fahrräder werden von Panasonic Cycle Technology Europe mit dem aktuellen GX-Power-Plus-System ausgestattet, das ein Drehmoment von 95 Nm liefert. Ab dem Jahr 2026 sollen auch E-Bikes mit der GXM Drive Unit von Panasonic verfügbar sein, um das Angebot weiter zu verbessern. Beim offiziellen Akt dabei waren neben dem Mobility-Hub-Team mit Ralf Jirgens und Andres Stetefeld auch Ralph Büttner und CEO Johannes Spatz von Panasonic Industry Europe.
Mit im Sattel sind übrigens auch Helmanbieter KED, dessen Helme kostenlos mit ausgeliehen werden können, und Schlossanbieter Abus.
(jw)
Kuratorium für Verkehrssicherheit
Österreich diskutiert über eine Helmpflicht bei E-Bike und E-Scooter
In Österreich ist eine öffentliche Diskussion über die Einführung einer Helmpflicht bei E-Bikes und E-Scootern entbrannt. Ausgelöst wurde sie durch eine entsprechende Forderung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit im Rahmen der Veröffentlichung der Unfallstatistik für das Jahr 2024.
Der E-Bike-Verkauf boomt auch in Österreich in den vergangenen Jahren. Im Jahr 2024 hatten 57 Prozent aller verkauften Fahrräder einen E-Antrieb. Die E-Bike-Dichte steigt und mit ihr auch die Zahl der Personen, die nach E-Bike-Unfällen in Österreich im Krankenhaus behandelt werden müssen. 9800 waren dies laut jetzt veröffentlichten Daten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) im Jahr 2024 und damit zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Das KFV hat zudem tödliche E-Bike-Unfälle im Straßenverkehr ausgewertet. Das waren laut KFV im Jahr 2024 insgesamt 20. 59 Prozent der Getöteten haben keinen Fahrradhelm getragen, so die Feststellung. Noch alarmierender sei die Situation bei E-Scootern, wo sogar 90 Prozent der Getöteten keinen Helm getragen haben. Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im KFV, appelliert daher an den Gesetzgeber die vom KFV seit längerem geforderte Helmpflicht für E-Bikes und E-Scooter endlich umzusetzen. „Selbst die von uns befragten E-Bike-Fahrenden befürworten zu 65 Prozent die Einführung einer Helmpflicht. Und wie wir aus einer anderen KFV-Erhebung wissen, tragen 67 Prozent bereits einen Helm.
Bei den verbleibenden 33 Prozent könnten wir die Überlebenschancen im Fall eines Unfalls durch die Einführung einer Helmpflicht spürbar verbessern. Denn ohne Helm trägt man ein siebenmal so hohes Risiko für Schädel-/Hirnverletzungen als mit Helm“.
Eine kontroverse Diskussion für und wider eine Helmpflicht ist entbrannt, nachdem auch der Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) den Ball aufgenommen und entsprechende Pläne angekündigt hat. Besonders Sharing-Anbieter wie Dott, Lime oder Voi sprechen sich gegen eine solche Helmpflicht aus und fordern vielmehr, die Radverkehrsinfrastruk-tur deutlich zu verbessern.
Zuletzt hatte auch eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Österreich Diskussionen ausgelöst. Laut dem Urteil lässt sich Menschen, die auf dem E-Bike keinen Helm tragen, eine Mitschuld an eigenen Verletzungen ankreiden, auch wenn sie schuldlos in den Unfall verwickelt wurden. Dadurch kann Schmerzensgeld vermindert werden.
(jw)
Studie veröffentlicht
Women in Cycling macht strukturelle Barrieren sichtbar
Wie ist die Situation von Frauen in der Fahrradwirtschaft? Dieser Frage ging eine Studie nach, die Women in Cycling gemeinsam mit Partnern durchgeführt hat. Im Juli wurden die Ergebnisse veröffentlicht.
In vielen Bereichen der Fahrradwirtschaft sind Frauen präsent. Technik, Führung und faire Bezahlung bleiben jedoch oft unerreichbar für sie. So fasst die Organisation Women in Cycling die Ergebnisse der Studie „Arbeitsbedingungen in der Fahrradbranche“ zusammen. An dieser nahmen 680 Personen, davon 44 Prozent Frauen, teil. Ziel der Studie ist es, strukturelle Barrieren sichtbar zu machen und Unternehmen und der Politik Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Neben Women in Cycling waren der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) sowie die Universität Kassel und die Hochschule RheinMain an der Umfrage beteiligt.
Handel, Vertrieb und Produktion männlich dominiert
Nur 30 Prozent der Top-Management-Positionen in der Fahrradwirtschaft sind laut der Studie weiblich besetzt. Im Handel und in der Produktion sind es sogar nur 22 bis 23 Prozent. Zudem konnten die Stu-dienmacher*innen eine gläserne Decke beim Einkommen identifizieren. In höheren Gehaltsklassen sind Frauen deutlich unterrepräsentiert und empfinden Benachteiligung, wenn es um Gehalt und Aufstieg geht. Zu den Erwartungen der Frauen zählen höhere und gleichberechtigte Bezahlung, flexible Arbeitszeitmodelle und sichtbare Vorbilder. Insbesondere in Handel, Vertrieb und Produktion seien Aufgaben unfair verteilt und strukturelle Hürden besonders groß.
Auch positive Zeichen bieten die Studienergebnisse. 65 Prozent der Frauen wollen sich weiterqualifizieren, 35 Prozent streben aktiv Führungspositionen an. Die Kehrseite: Nur 14 Prozent möchten in ihrer derzeitigen beruflichen Situation verbleiben. Jede zehnte Frau denkt laut der Studie über einen Branchenwechsel nach, was es als Warnsignal und Auftrag zu verstehen gilt.

Von links nach rechts: Prof. Dr. Angela Francke, Andrea Kurz, Dr. Sandra Wolf, Anke Schäffner und Isabell Eberlein
Frauen wissen, was sie brauchen
Frauen wissen, was sie brauchen, lautete bereits das Resümee eines entsprechenden Panels auf der Eurobike. Die Studienmacher*innen fassen zusammen: „Wer Vielfalt und Gleichstellung jetzt nicht aktiv angeht, riskiert Fachkräfte, Innovationskraft – und Glaubwürdigkeit.“ Um Entwicklungen nachvollziehen zu können, soll die Studie künftig regelmäßig wiederholt werden.
Anke Schäffner vom ZIV sagt: „Für uns als Verband ist klar: Diversität und Frauenförderung müssen in die Breite getragen werden. Dafür braucht es stärkere Vernetzung in der Branche und mit externen Partnern. Wir als ZIV tragen die Botschaft nach außen, sehen uns aber auch in der Verantwortung, Allianzen zu schmieden. Eine solide Datengrundlage ist essenziell, damit wir mit klaren Zahlen arbeiten und echte Veränderungen anstoßen können. Diversität ist kein Frauenthema, sondern betrifft alle Menschen. Unser Appell: gemeinsam handeln für eine vielfältige und zukunftsfähige Branche.”
Von Women in Cycling lautet der Appell für eine diskriminierungsfreie Branche, dass sich die Fahrradwirtschaft professionalisieren muss. Bei der Organisation gehe die Arbeit jetzt erst richtig los, sagt Isabell Eberlein von Velokonzept: „Wir haben die Datengrundlage, wir wissen, dass es einen enormen Gender-Daten-Gap gibt. Das heißt, wir müssen jetzt in Formate investieren, in Networking, in Mentoring, in Weiterbildung und uns Frauen fit machen. Aber nicht nur das, sondern auch die strukturelle Ebene. Und es gibt Unternehmen wie JobRad, es gibt Unternehmen wie Riese & Müller – die zeigen uns, wie es gehen kann. Das müssen wir jetzt in die Breite tragen. Also legen wir los!”
(sg)
Urban Mobility Barometer
Generation Z fährt viel Rad
Der Sport- und Outdoor-Händler Decathlon hat junge Erwachsene in sechs europäischen Ländern nach ihrem Mobilitätsverhalten befragt. In Deutschland fahren junge Menschen demnach im Vergleich am meisten Rad. Sie wünschen sich dennoch konkrete Verbesserungen.

87 Prozent der befragten jungen Erwachsenen fühlen sich beim Radfahren grundsätzlich sicher. Jedoch bezeichnen nur 50 Prozent ihre Stadt als fahrradfreundlich.
Über 4000 Menschen im Alter von 18 bis 28 Jahren hat Decathlon in Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Italien, Polen und Spanien befragt. Das Stimmungsbild zeigt, dass die Generation Z zunehmend Fahrräder in ihren Alltag inte-griert. 75 Prozent fahren regelmäßig Fahrrad, 58 Prozent mindestens einmal in der Woche. In Deutschland als Spitzenreiter sind es gar 66 Prozent, die das Fahrrad mindestens einmal pro Woche nutzen. 22 Prozent nutzen hierzulande täglich ihr Rad, auch das ist Spitzenwert. In der gesamten Umfrage liegt der Wert bei 16 Prozent.
Am häufigsten nutzen berufstätige junge Erwachsene in den untersuchten Ländern das Rad (66 Prozent). Studierende fahren weniger (39 Prozent). Die häufigsten Beweggründe sind, fit und gesund bleiben zu wollen (79 Prozent), Freiheit und den Fahrspaß zu genießen (68 Prozent), Zeit zu sparen und Staus zu vermeiden (68 Prozent) sowie Geld zu sparen im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln (67 Prozent).
Wer das Fahrrad als Verkehrsmittel der Umweltbewussten sieht, liegt ein Stück weit falsch, wie das Barometer zeigt. Während 80 Prozent der Deutschen Gesundheit als Motivator zum Radfahren angeben, ist der am seltensten genannte Faktor, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Vor allem in der Freizeit (60 Prozent) und für den Sport (45 Prozent) nutzen junge Erwachsene das Fahrrad und weniger für den Weg zur Arbeit, zur Uni oder für Erledigungen. In Deutschland liegen Freizeitaktivitäten bei 55 Prozent, Sport und Training bei 52 Prozent.
Hürden trotz Sicherheitsgefühl
87 Prozent fühlen sich beim Radfahren im Schnitt der untersuchten Länder und in Deutschland grundsätzlich sicher. Nur 50 Prozent bezeichnen ihre Stadt jedoch als fahrradfreundlich. In Deutschland liegt dieser Wert bei 90 Prozent. In Europa geben jedoch auch 61 Prozent an, sich nicht vollständig sicher zu fühlen, wenn sie ihr Rad nutzen. Der Anteil dieser Gruppe aus Deutschland nennt riskantes Verhalten von Autofahrerinnen und anderen Verkehrsakteurinnen als Hauptgrund (61 Prozent). Das starke Verkehrsaufkommen führen mit 52 Prozent die zweitmeisten Befragten hierzulande als Argument an.
Einigkeit besteht länderübergreifend darin, was es braucht, um die Situation für Radfahrende zu verbessern. Am häufigsten genannt wurden mehr geschützte und getrennte Radwege (54 Prozent), sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder (43 Prozent) sowie bessere Beschilderung und Karten für Radwege (36 Prozent).
Das Unternehmen Decathlon resümiert: „Das Barometer sendet eine klare Botschaft: Die Generation Z ist bereit, aufs Rad zu steigen, und erwartet von Städten und Gemeinschaften, dass sie Radfahren im Alltag einfacher, sicherer und sichtbarer machen.“
(sg)
Bundeshaushalt 2026
ADFC begrüßt geplante Erhöhung der Radwegemittel
Der Ende Juli im Kabinett verabschiedete Entwurf zum Bundeshaushalt 2026 sieht eine deutliche Erhöhung der Mittel für den Radverkehr vor. Der Fahrradclub ADFC begrüßt den Schritt, fordert an einer Stelle jedoch Nachbesserungen.
Im Vergleich zum Jahr 2025 will der Bund die Mittel für den Radverkehr erhöhen – und zwar von 442 Millionen Euro auf rund 620 Millionen. Dazu erklärt ADFC-Bundesgeschäftsführerin Dr. Caroline Lodemann: „Wir sehen darin durchaus ein Signal, dass die Regierung das Fahrrad als zukunftsgerichtetes Verkehrsmittel ernst nimmt. Jetzt kommt es darauf an, die Mittel für den bundesweiten Radwegeausbau langfristig zu sichern und am Bedarf auszurichten. Hierfür ist auch die geplante Anschaffung von Spezialfahrzeugen, die den Zustand von Radwegen schnell und systematisch erfassen können, ein wichtiger Schritt.“
An einer Stelle äußert die ADFC-Frontfrau deutliche Forderungen: „Nachbesserungsbedarf sehen wir bei der Finanzierung von Fahrradparkhäusern an Bahnhöfen. Hier hat es die Bundesregierung versäumt, das 2024 kurzfristig gestoppte Förderprogramm wieder aufzunehmen. Es fehlen nach wie vor über eine Million Fahrradabstellplätze an Bahnhöfen. Dafür braucht es ein langfristig ausfinanziertes Programm.“
Die Bereitstellung von finanziellen Mitteln ist die eine Sache. Wichtig sei jetzt aber auch, dass sie abgerufen und eingesetzt werden. Dazu sagt Caroline Lodemann: „Damit der Radverkehr vor Ort von den Bundesmitteln profitiert, sind die Länder und Kommunen gefragt. Wichtig ist genügend qualifiziertes Personal für die Planung und den Ausbau von Radwegen. Der ADFC-Fahrradklima-Test hat kürzlich erneut gezeigt, dass die Menschen in Deutschland mit der Qualität und Sicherheit der Radwege nicht zufrieden sind.“
(jw)
Abschließbare Box
Chike erweitert Einsatzzwecke für das E-Cargo Pro
Der Anbieter für kompakte E-Lastenfahrräder Chike präsentiert das E-Cargo Pro jetzt mit einer abschließbaren Box auf dem bewährten, kompakten Chassis mit seinem Neigefahrwerk. Damit wird das Modell für Lieferdienste und Gewerbetreibende attraktiv.
Die Box hat ein Volumen von 320 Litern und fasst sechs Euroboxen im Grundformat 30 x 40 cm. Dieses Format haben ebenfalls Getränkekisten oder spezielle Werkzeugboxen.
Auf die hintere, etwas tiefere Ebene passen vier Boxen mit einer Höhe von 25 cm, im vorderen Bereich kommen zwei Boxen mit einer Höhe von bis zu 35 cm unter. Alternativ können im vorderen Bereich Dinge über Gurte und Airline-Schienen fixiert werden, ganz ähnlich wie auf der Plattform des E-Cargo.
Der Deckel ist so konzipiert, dass er eine große Öffnung bietet und per Gasdruckfeder leichtgängig geöffnet und geschlossen wird. Abgeschlossen wird die Box über ein hochwertiges Zylinderschloss. Ähnlich angenehm wie beim E-Cargo ist die Ladehöhe beim E-Cargo Pro zum Be- und Entladen, wobei die niedrige Ladekante ein Vorteil ist.
Fertigung in Norddeutschland
Hergestellt wird die Box in einem Rotationsverfahren aus Polyethylen, einem recyclebaren Kunststoff. Das Fertigungsverfahren ermöglicht gleichmäßig dünne Wandstärken und die individuelle Form der Box. Individuelle Farben sind übrigens schon in kleinen Serien möglich. Mit der Produktion in Norddeutschland erfüllt die E-Cargo-Pro-Box einen weiteren Punkt im Lastenheft: Wie alle weiteren Boxen ist diese ebenfalls komplett in Deutschland gefertigt.
In dem Aufbau mit dem schließenden Deckel ist die Box regen- und spritzwasserdicht, und obendrein wirkt sie schalldämpfend. Ihre Seitenflächen bieten sich geradezu als Werbefläche an.
Zur endgültigen Montage hat es die E-Cargo-Pro-Box nicht weit, denn das neue Modell wird jetzt schon in der Hartje-Manufaktur in Hoya gefertigt – und ist somit bereits bestellbar.
Es wird wie alle anderen Chike Modelle in zwei Varianten angeboten: Mit Shimano-EP6-Cargo-Motor, Riemenantrieb und 630-Wh-Akku sowie der elektronisch schaltenden Shimano Nexus 5E Di2 oder in der SE-Version mit dem Shimano-E6100-Cargo-Antrieb, 418-Wh-Akku, Kette und Shimano-Nexus-5-Gang-Nabenschaltung.
(jw)
Konferenz auf der Eurobike
Radlogistik zeigt sich robust
Trotz einiger Hürden stehen die Zeichen bei der deutschen Radlogistikbranche auf Wachstum. Das beweisen neue Marktdaten, die gemeinsam mit Diskussionen über wichtige Handlungsspielräume die Radlogistikkonferenz auf der Messe Eurobike Ende Juni prägten.

Ein wichtiger Gegenstand der Konferenz war der Branchenreport 2025, welchen der Radlogistik-Verband Deutschland in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Wildau bereits Anfang dieser Woche veröffentlichte. Dr. Tom Assmann, der als Vorsitzender des Verbands das Event moderierte, sprach von herausfordernden Jahren, aus denen die Branche kommt. Weiteres Wachstum gibt es trotzdem, wie die Marktzahlen belegen. 2024 waren ungefähr 6000 Personen im Ökosystem Radlogistik beschäftigt. Das entspricht einem Zuwachs von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 40 Prozent der Unternehmen erwarten für 2025 eine wachsende Zahl an Beschäftigten. Das Ökosystem umfasst mittlerweile 254 identifizierte Institutionen, von operativen Radlogistikern über Hersteller bis hin zu spezialisierten Dienstleistern.
Der Gesamtumsatz der 43 befragten Unternehmen stieg 2024 ebenfalls an. Mit 190 Millionen Euro lag er 4 Prozent über Vorjahres-Niveau.
Sehr erfreulich ist aus Verbandssicht, dass die Unfallzahlen im Zusammenhang mit Radlogistik gering sind. „Radlogistik schafft nicht nur sichere Jobs auf dem Sattel, sondern macht auch die Jobs von anderen auf der Straße sicherer“, betont Assmann. Das insgesamt niedrige Unfallgeschehen zeige, dass Radlogistik eine stadt- und sozialverträgliche Alternative im urbanen Wirtschaftsverkehr darstellt. Hinzu kommt, dass auch Menschen ohne Führerschein einen Job in der Logistik ausüben können und so in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Radverkehr fördern heißt Radlogistik fördern
Mitautor der Studie, Prof. Christian Rudolph, adressiert die Forderungen der Branche, um sich künftig positiv entwickeln zu können: „Der Appell an die Politik bleibt: Bessere Rahmenbedingungen für die Radlogistik-Branche müssen geschaffen werden.“ Konkret wollen die befragten Unternehmen, dass bei öffentlichen Ausschreibungen ein „Sustainable-first“-Prinzip angewandt wird. Weiter fordern sie, klimaschädliche Subventionen wie das Dieselprivileg zu stoppen und bundesweit einheitliche Regelungen für Mikro-Hubs zu treffen. Als Hauptforderung steht weiterhin im Fokus, die Fahrradinfrastruktur konsequent auszubauen und die Mittel für mindestens zwei Meter breite, durchgehende Radwege im Sondervermögen vorzusehen. Ein weiterer Schmerzpunkt: Gewerbliche Lastenräder mit Leasing-Verträgen sind weiterhin nicht förderfähig.
Kernthema des RLVD bleibt weiterhin die Frage, wie E-Cargobikes reguliert werden. Vor Kurzem positionierte sich der Verband bereits zu dieser Frage, velobiz.de berichtete und lud zum Austausch im Ausklang des Konferenzformats ein. Für mehr Klarheit möchte der Verband nun mit einem Begriff für schwere Lastenräder sorgen. Diese sollen künftig Commercial Cargo Bikes heißen, wie ein offener und partizipativer Prozess innerhalb der Arbeitsgruppe Technik & Standardisierung ergab. „Mit dem Begriff Commercial Cargo Bike schaffen wir eine gemeinsame, verständliche Sprache für Fahrzeuge, die täglich wirtschaftlich im Einsatz sind – ob in der Paketzustellung, im Handwerk oder bei kommunalen Diensten. Der Begriff betont den professionellen Nutzen und hebt sich bewusst von Freizeit- oder Privatnutzung ab“, erklärt Sebastian Bächer, Fachvorstand Technick & Standardisierung beim RLVD. Gemeint sind Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 250 bis maximal 600 Kilogramm, wie sie die europäische Norm DIN EN 17860:4 definiert.
„Kommunen sind Marktgestalter für Radlogistik.“
Dr. Tom Assmann, Radlogistik Verband Deutschland
Lastenräder schlagen Vans in Brüssel
Eine Studie, die Larry vs. Harry gemeinsam mit dem belgischen Radlogistiker Urbike und Kale AI durchgeführt hat, zeigte, wie viel effizienter Radlogistik gegenüber der herkömmlichen Van-Logistik ist. Dafür wurden Daten in der Praxis gesammelt, die dann mit simulierten Daten für Van-Lieferungen verglichen wurden. Das Ergebnis zeigt, dass Cargobikes nicht nur viele Ressourcen einsparen können, sondern in Brüssels Stadtverkehr mit 16 km/h schneller als Vans waren (11,3 km/h). Im sechswöchigen Untersuchungszeitraum lieferten sie 10,1 Pakete pro Stunde aus, was mehr als doppelt so viel wie die simulierten Lieferwagen ist (4,9). Die Referenten von Urbike und Larry vs. Harry betonten, dass es viele Studien zum Potenzial der Radlogistik gebe, aber zu wenig Evidenz aus echten Anwendungsfällen.
Ein Schlüsselfaktor für erfolgreiche Radlogistik sind Arbeitskräfte. Input gab es dazu von einem Radlogistikunternehmen aus Paris, den Cargonautes. Die Vertreter des Unternehmens sprachen von guten Bewerberzahlen bei ihren offenen Stellen vor allem in den Sommermonaten und davon, dass der Job als Kurier Radfahrende und mittlerweile zumindest etwas häufiger auch Frauen anspreche. Gehälter 25 Prozent über Mindestlohn und Mitarbeiterleistungen seien wichtig für das Unternehmen, um Mitarbeiterinnen zu halten. Hilfreich seien weiter auch hybride Rollen, bei denen Kuriere beispielsweise auch im Vertrieb eingesetzt werden. Insgesamt sei Radlogistik als Arbeitsbereich positiv besetzt. Gerade in der Fahrradstadt Paris gibt es zudem auch Vorteile für Radlogistik, die die höheren Gehälter möglich machen. Die Stadt ist mit 19.000 Einwohnern pro km² (Berlin: 4100 Personen pro km²) äußerst dicht besiedelt und hat insbesondere in den zentralen Stadtteilen viele wohlhabende Einwohnerinnen.
Stephan Fuchs vom Verbund Service und Fahrrad bemängelte, dass junge Menschen zu wenig Bescheid wissen über Arbeitsmöglichkeiten in der Fahrradbranche. Die 2019 ins Leben gerufene Website fahrrad-berufe.de solle das ändern, scheitere dabei aber zum Teil an der Finanzierung. Als Positivbeispiel stellte Fuchs mit zwei Vertreterinnen von Riese & Müller ein gemeinsames Projekt vor, durch das Angestellte des E-Bike-Herstellers ohne Berufsabschluss diesen in 14 Monaten berufsbegleitend erarbeiten können. Für ähnliche Kooperationen wolle man neue Partner finden, so Fuchs.
Kommunen als essenzieller Baustein
„Kommunen sind Marktgestalter für Radlogistik“, fasste Tom Assmann die Bedeutung kommunaler Rahmenbedingungen für die Branche zusammen. Internationale Beispiele auf der Konferenz zeigten, wie der Support seitens der Kommunen sich strukturieren lässt. Das kann finanzielle Förderung sein, wie ColisActiv sie in Frankreich bietet. Im Schnitt werden Radlogistikunternehmen dabei mit 50 Cent pro Lieferung in den ersten zwei bis vier Jahren unterstützt. Essenziell sind außerdem die Rahmenbedingungen für Radverkehr und Mikro-Depots. In vielen Kommunen fehlt es an Wissen über Potenzial und Praxis der Radlogistik. Das zeigt das Projekt iKnowRadlogistik, welches die Verantwortliche Luise Braun in Frankfurt vorstellt. In Städten, in denen es einen Wirtschaftsverkehrsbeauftragten gibt, sei die Lage etwas besser. Die Website Atlas der Radlogistik hilft Kommunen mit fortlaufenden Informationen, Radlogistik zu fördern.
Zum Abschluss des Fachprogramms, auf das noch eine Tour und ein Netzwerk-Event folgten, sprach Assmann sich dafür aus, auf europäischer Ebene zusammenzuarbeiten und eine zukunftsfähige Welt zu schaffen. Für ihn war die Konferenz sicher ein besonderes Event. Für ihn dürfte es der letzte Auftritt als Vorsitzender des Verbandes gewesen sein. Nach vier Jahren wolle er das Amt abgeben.
(sg)
Bilder: ZETmobil, AKTIONfahrRAD, WIC Germany, Decathlon



Andreas Bittner