Eurobike gibt nachhaltiger Mobilität eine Plattform
Die Eurobike ist in der Fahrradwelt als führende Leitmesse eine feste Größe. Dennoch haben auch andere raumsparende und umweltfreundliche Verkehrsmittel in der jüngeren Vergangenheit mitunter erhebliche Entwicklungen gezeigt. Vor allem im gewerblichen Segment überschneiden sich die Zielgruppen der verschiedenen Fahrzeugarten stark. Deshalb hebt die Eurobike die Kategorie Ecomobility in diesem Jahr aus der Nische ins Rampenlicht. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 02/2024, Juni 2024)
Die Fortbewegung unter dem Schirmbegriff Ecomobility reicht vom Zufußgehen bis ans Auto heran. Gemeinsam haben die verschiedenen Ecomobile, dass sie die Mobilitäts- und Transportbedürfnisse ihrer Nutzerinnen und Nutzer umwelt- und ressourcenschonend erfüllen können und dabei so wenig Raum wie möglich einnehmen. Unternehmen verschiedener Branchen produzieren die Fahrzeuge und Mobilitätshilfen, zu denen Lastenanhänger, elektrische Leichtfahrzeuge, Senioren-Scooter, Kinderroller, Einräder und Rollatoren zählen.
In Frankfurt kann sich das internationale Messepublikum von 3. bis 7. Juli aus erster Hand über innovative Produktentwicklungen informieren und entdecken, welch vielseitigen Nutzen die Feinmobilität von Individual- bis Güterfahrzeug mit sich bringt. Die Eurobike wird somit durch die Erweiterung auf Ecomobile insbesondere für gewerbliche Zielgruppen wie Hausmeister und Gebäudedienstleister, Gartenbau- und Handwerksbetriebe sowie Pflegekräfte und Flottenmanager noch relevanter als bisher. Stefan Reisinger, Geschäftsführer der fairnamic GmbH, erklärt: „Ecomobility ist ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Zukunft, und die Fahrradbranche mit ihrer hohen Innovationskraft ist ein elementarer Bestandteil davon. Die Eurobike ist die logische gemeinsame Plattform für Fahrrad, E-Bike und Ecomobile, und gemeinsam können wir zur Benchmark für Innovation, Nachhaltigkeit und Lifestyle im Bereich zukünftige Mobilität werden.“
Ecomobility beschreibt ganz unterschiedliche Fahrzeuge in einem breiten Spektrum.
Ecomobility auf der Eurobike erleben
Die Vielfalt der Ecomobile lässt sich auf der Eurobike, allen voran in Frankfurts größter Messehalle Halle 8, erleben. Dort steht die neue Ecomobility Experience Gallery unter dem Motto „Mit Gerät und Material zur Arbeit“. In der Sonderausstellung können die Besucherinnen und Besucher sich dazu informieren, wie vielfältig die gewerblichen Einsatzmöglichkeiten der Ecomobile sind. Kurze Infoveranstaltungen wie die Ecomobility Talks geben im Rahmen der Ausstellung weiteren Input. Die Experience Gallery zeigt Fahrzeuge von der elektrischen Schubkarre über den Elektro-Handwagen und Lastenräder bis hin zu elektrischen Mini-Trucks. Die Ecomobility Tours helfen dabei, das Angebot an Fahrzeugen, aber auch Dienstleistungen, in einem geführten Rundgang zu erkunden.
Der Stadt- und Umweltplaner Konrad Otto-Zimmermann, Partner der Eurobike-Sonderschau „Ecomobility Experience Gallery“, erklärt: „Ecomobility – das ist die smarte Wahl des kleinsten, leichtesten, raum- und energiesparendsten, umweltschonendsten und kostengünstigsten Fahrzeugs für die hauptsächlichen Nutzungszwecke. Bei den Ecomobility Tours können Gewerbetreibende die Welt der feinen Nutzfahrzeuge kennenlernen und dann auf dem Parcours im Wortsinne er-fahren.“
Auch im Vortragsprogramm der Eurobike findet die Ecomobility am Donnerstag, den 4. Juli, ihren Platz. Bei den Ecomobility Talks geht es in vier Veranstaltungen um aktiv und elektrisch angetriebene, raumsparende und umweltschonende Nutzfahrzeuge. Das Konferenzformat soll eine Plattform bieten, auf der Ecomobility-Nutzer und -Anbieter sich austauschen können. Auch die Branchenstruktur, Produktentwicklung, Fahrzeugtechnik und Vertriebsfragen stehen auf der Pink Stage im Mittelpunkt.
Feinmobilität gegen Autoabhängigkeit
von Konrad Otto-Zimmermann
Das neue Eurobike-Thema Ecomobility fußt auf dem Konzept der Feinmobilität (s.a. Interview in Veloplan 4/22). Nachfolgend erklärt der Stadt- und Umweltplaner Konrad Otto-Zimmermann die dahinter stehende Idee.
Die feinmobile Räderwelt bietet bereits heute eine nahezu stufenlose Palette von Fahrzeugen für den privaten und gewerblichen Bedarf. Vom Bollerwagen, der Spielsachen, einen Klappstuhl für das Picknick oder auf dem Rückweg ein müde gespieltes Kind transportiert, bis hin zu vierrädrigen Cargobikes für Zuladungen bis zu 280 kg und Ladefläche für eine Europalette.
Feinmobilität ist nicht nur ein Buzzword wie Mikromobilität, sondern beschreibt Mobilität zu Fuß und mit Bewegungsmitteln im Spektrum „zwischen Schuh und Auto“. Diese saloppe Definition wird begleitet von einer wissenschaftlichen Definition, die ihren Niederschlag in den sogenannten G-Klassen findet. Die Klassifikation von Fahrzeugen teilt die Räderwelt in sieben Größenklassen von XXS bis XXL ein, von denen die S-Klassen (XXS, XS und S) die Feinmobilität konstituieren.
Aber warum feiner fahren? Die Vorzüge der Feinmobile gegenüber heute üblichen mittleren und großen Fahrzeugen sind bekannt, wie Energie- und damit Kosteneinsparung; Reduktion der Treibhausgas-Emissionen und der Luftschadstoffemissionen; geringeres Gefährdungspotenzial, geringere Flächeninanspruchnahme im ruhenden wie fließenden Verkehr mit der Folge einer höheren Kapazität eines Streckenabschnitts.
Warum spielt Feinmobilität dann – mit Ausnahme des etablierten Fahrrades – keine größere Rolle im Verkehrsgeschehen, obwohl es so viele Fahrzeuge gibt, mit denen wir ohne Auto viel umweltfreundlicher und kostensparender mobil sein können? Die Antwort ist: Ein großer Teil der Fahrfahrzeuge existiert zwar, ist aber praktisch nicht verfügbar.
Feine Bewegungsmittel sind über mindestens zwölf Industrie- und Handelsbranchen verteilt; in alphabetischer Reihenfolge: Automobil, Baby-/Kinderausstattung, Elektrisches Leichtfahrzeug, Fahrrad, Fahrzeugbau, Koffer und Taschen, Mikromobil, Motorrad, Sanitätsartikel, Spielwaren, Sportartikel, Wagen und Karren. Auf ebenso viele Messen müsste man gehen, um einen Überblick über das Produktangebot zu gewinnen.
In einigen Branchen stellen Feinmobile zudem nur ein Randsortiment beziehungsweise Nischenprodukte dar oder sie werden Kunden vorenthalten. So sind durchaus leistungsfähige Verkehrsmittel bei Eisenwaren oder in der Intralogistik versteckt. Oder Autohäuser bekannter Automobilmarken halten Minicars dieser Marken aus ihren Ausstellungsräumen fern. Es gibt Hersteller, die ihr Bewegungsmittel bewusst nicht in der Mobilität, sondern bei Lifestyle-Produkten verortet sehen.
Ein Lichtblick ist nun jedoch die Eurobike, die unter dem Begriff Ecomobility als weltgrößte Messe der Fahrradbranche in diesem Jahr erstmals das Spektrum an Fahrzeugen der Feinmobilität für einen ausgewählten Anwendungsbereich präsentiert: Nutzfahrzeuge für Hausmeister, Gebäudedienstleister, Gartenbau- und andere Handwerksbetriebe sowie Reparatur- und Wartungsdienste.
Bilder: Eurobike – Jean-Luc Valentin, Eurobike – Jens Braune del Angel