Beiträge

(erschienen in VELOPLAN, Nr. 02/2025, März 2025)

Erwartungen nicht erfüllt

Podbike ist Insolvent

Vor sieben Jahren hatte der norwegische Hersteller Podbike ein erstes Fahrzeug der Nullserie vorgestellt. Die Serienfertigung ist einige Jahre später angelaufen, doch die Erwartungen wurden offenbar nicht erfüllt. Es fehlen die finanziellen Mittel.

Es war ein langer Anlauf für Podbike. Nach der Konzept-Premiere der Norweger im Jahr 2017 in Germersheim und der Präsentation einer Nullserie an gleicher Stelle ein Jahr später dauerte es noch bis Februar 2023, bis das erste Frikar in die Hände eines neuen Besitzers übergeben wurde. Schon zuvor berichtete Podbike von Problemen. Sparmaßnahmen musste eingeleitet werden, um die Personalkosten im Zaum zu halten. Doch jetzt scheint die Reise zu Ende zu sein. „Diese Entscheidung folgt auf eine längere Periode finanzieller Engpässe, die Podbikes Fähigkeit beeinträchtigt haben, die Firma zu einem profitablen Unternehmen auszubauen“, heißt es von Podbike zur Insolvenzanmeldung. Zu den Gründen schreibt das Unternehmen: „Trotz des anfänglichen Erfolgs und eines treuen Kundenstamms stand Podbike im vergangenen Jahr vor
erheblichen finanziellen Herausforderungen. Steigende Produktionskosten, Unterbrechungen der Lieferkette und die weltweite Konjunkturabschwächung haben dazu beigetragen, dass die Umsätze hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind und die Betriebskosten gestiegen sind. Die Bemühungen, zusätzliche Finanzmittel durch Investitionsrunden und Partnerschaften zu sichern, erwiesen sich als unzureichend, um die finanzielle Lücke zu schließen.“
Wie es weitergeht, muss das Insolvenzverfahren zeigen. CEO Bernt Rosli sagt: „Wir sind zutiefst betrübt über diese Ankündigung. Unser Team hat unermüdlich daran gearbeitet, innovative Lösungen auf den Markt zu bringen, und wir sind stolz auf unsere Erfolge. Wir möchten diese Gelegenheit auch nutzen, um unseren Investoren, Kunden und treuen Unterstützern ein großes Dankeschön auszusprechen.“

(jw)


CEO tritt im Juli ab

Jill Warren wird ECF-Führung abgeben

Der europäische Radfahrverband ECF hat Anfang April bekannt gegeben, dass Jill Warren ihre Rolle als CEO im Juli dieses Jahres aufgeben wird. Wie es beim Verband dann weitergeht.

Seit 2020 leitet Jill Warren als CEO die European Cyclists‘ Federation (ECF). Ende Juli will sie die Rolle abgeben. Unter der Führung Warrens habe der Verband eine Reihe wichtiger politischer Initiativen, Rahmenwerke und Maßnahmen für mehr und besseren Radverkehr auf EU-, europäischer und globaler Ebene voranbringen können, resümiert der ECF. Warren selbst ist 2023 mit dem Leadership in Cycling Promotion Award von der dänischen Radverkehrsbotschaft ausgezeichnet worden.
Jill Warren kommentiert ihre Entscheidung, den CEO-Posten abzugeben: „Ich habe das große Glück, mit einem so leidenschaftlichen und hochkompetenten Team zusammenzuarbeiten, und ich bin stolz auf alle Fortschritte, die wir gemeinsam erzielt haben. Obwohl wir noch viele spannende Projekte und Initiativen vor uns haben, um unsere Mission von mehr und besserem Radfahren für alle zu erfüllen, habe ich nach fünf intensiven Jahren in der CEO-Rolle beschlossen, dass es für mich an der Zeit ist, zurückzutreten und Platz für andere Pläne und Interessen zu schaffen. Der ECF ist jetzt in einer sehr guten Position, und meine Priorität für die nächsten Monate ist es, einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, während unser Vorstand einen Nachfolger sucht. Ein großer Dank geht an das ECF-Team und den Vorstand für die Unterstützung und die hervorragende Zusammenarbeit während meiner Zeit hier. Ich freue mich auf Gelegenheiten in den nächsten Monaten wie die Velo-city, um mich auch bei unseren Mitgliedern, Partnern und anderen Interessengruppen zu bedanken, mit denen ich eng zusammengearbeitet habe.“
Die Suche nach einer Nachfolge ist angelaufen. ECF-Präsident Henk Swarttouw und seine Kolleg*innen danken Warren für die gemeinsamen Erfolge.

(sg)


Ein neues Gesicht im BMV

Wer ist Patrick Schnieder?

Seit dem 6. Mai 2025 hat Patrick Schnieder (CDU) einen neuen Job als Bundesminister für Verkehr der Bundesrepublik Deutschland. Wer ist der Mann, der die nächsten vier Jahre das Ministerium anführt? Und wie blickt er auf den Radverkehr?

In der 20. Legislaturperiode war der neue Verkehrsminister Patrick Schnieder stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur. Auf seiner Website gibt Schnieder als Schwerpunkte seiner Arbeit für Eifel und Mosel das Ziel einer leistungsfähigen Infrastruktur an. Gemeint ist in dem Fall vor allem der Autobahnausbau sowie bei der Bahn die Elektrifizierung der Eifelstrecke und der Glasfaserausbau. Aus Radverkehrsperspektive bleibt abzuwarten, wie Schnieder vor allem das Sondervermögen Infrastruktur einsetzen wird. In seiner ersten Rede vor dem Bundestag sagte Schnieder, er wolle das Geld möglichst schnell „verbauen“. Zumindest im Koalitionsvertrag spielte der Radverkehr für die CDU/CSU und SPD kaum eine Rolle. Gegenüber Veloplan sagt Schnieder mit Blick auf die Radverkehrsförderung und die Bedeutung des Radverkehrs in Deutschland: „Mobilität ist zentraler Faktor für unser Leben – für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Teilhabe gleichermaßen. Wichtig ist, dass die Verkehrsinfrastruktur ein verlässliches Angebot ist, damit Menschen reibungslos von A nach B kommen – unabhängig, welches Verkehrsmittel sie dafür nutzen möchten. Den Radverkehr werden wir als Bestandteil nachhaltiger Mobilität stärken und fördern. Er ist bereits heute wesentlicher Teil des Mobilitätsmixes – für Alltagswege, für kombinierte Wege, für Jung und Alt. Auch hier ist es mir wichtig, dass Radverkehr funktioniert, verlässlich und sicher ist. Dafür braucht es bessere Radwege, gute und ausreichende Abstellmöglichkeiten, aber auch durchgängig befahrbare Netze – nur so wird das Fahrrad ein Mobilitätsangebot, das von allen genutzt werden kann. Dabei kommt es auch darauf an, das Verkehrsklima zwischen allen Verkehrsteilnehmenden zu verbessern. Ein klar gestalteter Straßenraum mit guter Radinfrastruktur stärkt in jedem Fall das Miteinander.“
Als Richtschnur bekennt sich der neue Minister zum Nationalen Radverkehrsplan 3.0, bleibt aber in seiner Antwort eher vage, welche praktische Schritte zu priorisieren seien. Schnieder: „Aktuell läuft eine Zwischenevaluation zum NRVP 3.0. Im Ergebnis wird hier überprüft, wie der Stand der Umsetzung von Maßnahmen auf allen Ebenen ist und wo möglicherweise weitere Anstrengungen aller Akteure notwendig sind. Unabhängig von den Ergebnissen der Zwischenevaluation ist bedeutend, dass die geförderten und geplanten Infrastrukturmaßnahmen schnell umgesetzt werden. Länder und Kommunen sind hier die Gestalter vor Ort in Stadt und Land, die wir weiter aktiv unterstützen werden. Wir brauchen sichere und verlässliche Radinfrastruktur, damit Radverkehr eine Mobilitätsoption für alle bleibt und für andere noch wird“, sagt Patrick Schnieder.
Für Unmut sorgte ein erster Schritt der Bundesregierung. Die Position der erstmals 2013 eingeführten Radverkehrsbeauftragten schaffte sie ab. Dahinter stehe jedoch eine Konsolidierung des Beauftragtenwesens, ordnet Schnieder ein: „Es entfallen aber weder Personalstellen noch Mittel. Der bisherige Radverkehrsbeauftragte im BMV leitet weiterhin die Stabstelle Radverkehr/Straßenverkehrssicherheit.“

(sg)

Patrick Schnieder (CDU)


Kooperation mit Eurobike

Radlogistik-Konferenz steigt in Frankfurt

Die 6. Nationale Radlogistikkonferenz findet im Rahmen der Fachmesse Eurobike in Frankfurt am Main statt. Sie richtet sich an Akteure der Radlogistik-Branche, interessierte Unternehmen sowie Vertreter*innen aus Politik und Wissenschaft.

Am Donnerstag, den 26. Juni findet die sechste Nationale Radlogistik-Konferenz auf der Hauptbühne der Halle 8 (Pink Stage) des Frankfurter Messegeländes statt. Im Mittelpunkt des Programms, das neben der Eurobike als Kooperationspartner auch das Hessische Ministerium für Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum unterstützt, stehen zwei Panel-Diskussionen zum Fachkräftemangel und der kommunalen Förderung der Radlogistik sowie eine Keynote mit neuesten Zahlen, Fakten und Entwicklungen aus der Radlogistik. Von der Zusammenarbeit mit der Eurobike versprechen sich die Konferenz-Veranstalter der Cargobike.jetzt GmbH und der Radlogistikverband Deutschland e. V. als Schirmherr eine deutlich gestärkte, auch internationale Sichtbarkeit. „Die Radlogistik ist aus der Fahrradwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Commercial Cargo Bikes erweitern den Markt und die Einsatzpotenziale des stadtverträglichen Fahrrads um Logistik und Gewerbe. Wir freuen uns, mit der Fahrradwirtschaft zu diskutieren, wie das große Potenzial für stadtverträglichen Verkehr skaliert werden kann“, sagt Tom Assmann, Vorstandsvorsitzender des Radlogistikverbands Deutschland (RLVD).

Synergieeffekte mit Frankfurter Messe

Teil des Programms sind geführte Touren zu relevanten Ausstellern der Radlogistik auf dem Messegelände. Ziel ist es, insbesondere Vertreter*innen hessischer Kommunen einzubinden. Die Möglichkeit, anschließend die Cargo Academy auf der Pink Stage zu besuchen und an einem gemeinsamen Community-Ride durch Frankfurt am Main teilzunehmen, runden die Verbindung mit der Eurobike ab. Martina Rumschick, Head of Brand & Content bei Eurobike: „Die Radlogistik ist ein wesentlicher Aspekt der zukünftigen urbanen Mobilität – sie verbindet Klimaschutz, Effizienz und Lebensqualität in unseren Städten. Wir freuen uns, Gastgeber der 6. Nationalen Radlogistik-Konferenz im Rahmen der Eurobike 2025 zu sein und diese bedeutende Veranstaltung aktiv zu unterstützen. Die Förderung und Aktivierung einer konstruktiven Debatte über die Radlogistik ist aus unserer Sicht unerlässlich für eine zukunftsfähige, umweltgerechte Mobilität.“
Wer an der Konferenz teilnehmen will, braucht ein Eurobike-Ticket und muss sich zudem für die Konferenz registrieren.


(sg)


Touristische ADFC-Marke:

Bett+Bike wird 30

Wo ist man als Fahrradtourist willkommen und findet passende Unterkünfte vor? Die ADFC-Marke Bett+Bike hilft bei der Suche seit 30 Jahren weiter.

Was im Jahr 1995 vom ADFC initiiert wurde, ist mittlerweile zu einem Netzwerk von rund 5900 Betrieben bundesweit angewachsen. Sie garantieren mit ihrem Zertifikat dafür, dass Radreisende sichere und komfortable Übernachtungsmöglichkeiten und guten Service rund ums Rad vorfinden. Dazu gehören neben der Möglichkeit, für nur eine Nacht bleiben zu können, auch sichere Abstellmöglichkeiten für Räder, Trockenräume und Werkzeug.
Der Bremer Weltumradler Wolfgang Reiche, Erfinder und Begründer von Bett+Bike, erinnert sich an die Anfänge: „Wir haben damals die Zeichen der Zeit erkannt. Als wir 1995 auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin das Konzept Rad+Bett präsentiert haben, ahnten wir schon: Das hat Zukunft! Der Erfolg gab uns recht. Was als kleine Idee begann, hat sich zum Marktführer in Deutschland und Teilen Europas entwickelt. Damals waren 216 fahrradfreundliche Betriebe im ersten Unterkunftsverzeichnis, nun kratzen wir an der 6000er-Marke.“ Das Bett+Bike-Team feierte das Jubiläum im Rahmen des ADFC-Radtourismuskongresses vom 13. bis 15. Mai 2025 in Bremen.

Digitaler Auftritt

Nach 30 Jahren hat Bett+Bike längst das gedruckte Unterkunftsverzeichnis hinter sich gelassen. Radreisende, die fahrradfreundliche Unterkünfte suchen, können bequem durch die digitale und interaktive Karte mit Hotels, Gasthäusern, Pensionen, Jugendherbergen und Campingplätzen blättern. Spezielle Filter helfen bei der Suche, etwa nach Unterkünften mit Lademöglichkeiten fürs Elektrorad.


(jw)


AGFK Deutschland bündelt Kräfte

Ein neues Netzwerk für Fuß- und Radverkehr

Elf kommunale Arbeitsgemeinschaften für Rad- und Fußverkehrsförderung haben sich in der AGFK Deutschland zusammengetan. Im April kamen sie in Hannover zur konstituierenden Sitzung zusammen.

Das länderübergreifende Netzwerk AGFK Deutschland verfolgt das Ziel, die fachlichen Interessen der Kommunen im Fuß- und Radverkehr in bundesweite Entscheidungen einzubringen. Dafür wird bei der AGFS NRW eine Koordinierungsstelle geführt. Als Sprecherin fungiert Christine Fuchs, die bereits geschäftsführender Vorstand der AGFS NRW ist. Frank Kutzner vom Wegebund (Sachsen) und Anna Hussinger von der AGFK Baden-Württemberg wurden außerdem zum ersten Stellvertreter und zur zweiten Stellvertreterin gewählt.
Das neue Netzwerk soll einen Rahmen bieten, in dem sich die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaften der Bundesländer austauschen können. Vertreten sind 11 der aktuell 13 Verbände auf Landesebene (siehe unten). Christine Fuchs: „Jedes Flächenland hat inzwischen eine Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs, für die Vernetzung und Unterstützung der Kommunen miteinander sowie als Bindeglied zur Landespolitik“, so Fuchs. „Dieses Prinzip übertragen wir mit der AGFK Deutschland nun auf die Bundesebene: Wir vernetzen die kommunalen Arbeitsgemeinschaften untereinander und vertreten gemeinsam die Interessen unserer Kommunen auf Bundesebene.“

Interner Projektkatalog

Der Austausch unter den einzelnen Arbeitsgemeinschaften dient auch dem Zweck, die vorhandenen Ressourcen effizienter einzusetzen. „Wenn in Bayern ein Leitfaden veröffentlicht wird, der in Schleswig-Holstein auch genutzt werden kann, dann muss die gleiche Arbeit in Zukunft nicht zweimal gemacht werden. Die AGFK Deutschland vernetzt alle Akteure miteinander und stellt sicher, dass Materialien und Formate – wo möglich – übernommen werden können. So unterstützen wir uns gegenseitig“, erklärt Frank Kutzner die Zusammenarbeit.
Welche Materialien die Arbeitsgemeinschaft zum Tausch anbietet und zu welchen Bedingungen, zeigt ein interner Projektkatalog, der neben Leitfäden und fachlichen Broschüren auch Konzepte für die Öffentlichkeitsarbeit enthält. Anna Hussinger: „Der informelle Austausch zwischen den Arbeitsgemeinschaften hat schon immer stattgefunden. Angesichts der wachsenden Zahl der Institutionen und der zunehmenden Bedeutung des Rad- und Fußverkehrs wird es jedoch immer wichtiger, die Kooperation jetzt auf eine formelle Ebene zu heben. Durch die AGFK Deutschland wird die Zusammenarbeit nun effizienter und transparenter, und die Stimme der Kommunen wird deutlich stärker gehört.“
Teil der neuen AGFK Deutschland sind die Arbeitsgemeinschaften aus Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen/Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen. Das Projekt wurde 2023 ins Leben gerufen. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert den Aufbau der AGFK Deutschland aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 3.0 .

(sg)


Bilder: Podbike, Tobias Koch.jpg, NRLK, AGFK