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Vor wenigen Wochen sind die Ergebnisse der Studie „Mobilität in Städten 2023 (SrV)“ auf der Abschlusskonferenz der TU Dresden veröffentlicht worden. Sie liefern tiefgehende Informationen zur Alltagsmobilität der städtischen Wohnbevölkerung in Deutschland. Für den Rad- und Fußverkehr gibt es viele beachtenswerte Erkenntnisse.

(erschienen in VELOPLAN, Nr. 02/2025, Juni 2025)


Fast 900.000 Alltagswege konnten die Macherinnen der Studie „Mobilität in Städten 2023 (SrV)“ in ihrer Gesamtstichprobe abbilden. Die 134 Untersuchungsräume umfassen etwa 500 Städte und Gemeinden sowie 12 Regionen. Die Ergebnisse zeigen mit Blick auf die Mobilität insgesamt ein vielschichtiges Bild. Verglichen mit den Zahlen der Studien aus 2013 und 2018 schließen die Studienmacherinnen etwa, dass der Anteil mobiler Personen in höheren Altersgruppen zunehmend ist, in jungen und mittleren Altersgruppen hingegen abnimmt. Mit Blick auf die Zahl der Wege pro Person und Tag zeigt sich, dass Frauen mittleren Alters vor allem durch die Organisation komplexerer Tagesabläufe hochmobil sind. Bei Männern ist die Wegehäufigkeit mit Anfang 40 und Ende 60 am höchsten.

Positive Fahrradsignale

Sowohl in den Gruppen der ostdeutschen und westdeutschen Großstädte als auch in der Gruppe der großen Vergleichsstädte fällt auf, dass die Verkehrsleistung pro Person insgesamt abgenommen hat. Wer die Ergebnisse auf die einzelnen Verkehrsmittel aufteilt, kann die Anteile als positives Zeichen für den Radverkehr werten. Die Verkehrsleistung des Radverkehrs verbesserte sich in den drei genannten Gruppen um 200 bis 400 Meter pro Tag und liegt jeweils im Bereich zwischen 2,1 und 2,5 Kilometern pro Person und Tag. Mit Werten zwischen 9,5 und 11,2 km pro Tag stellt der motorisierte Individualverkehr (MIV) den größten Anteil an der Verkehrsleistung, ist jedoch im Vergleich zu den Vorerhebungen stark zurückgegangen. Der Fußverkehr hat in den angeführten Städtegruppen mehr Verkehrsleistung erbracht. Für den Öffentlichen Verkehr zeigt sich ein Bild der Stagnation oder sogar abnehmender Verkehrsleistung.
In der Studie werden fünf Raumtypen unterschieden: Metropole, Regiopole, Zentrale Stadt, Städtischer Raum, kleinstädtischer Raum. Mit Blick auf den Modal Split ergibt die Untersuchung über fast alle Raumtypen, dass die Menschen weniger MIV nutzen. Lediglich im kleinstädtischen und dörflichen Raum erhöhte sich der Anteil des MIV sogar um 1 Prozentpunkt auf 62 Prozent, während er in Metropolen nur 26 Prozent beträgt. Dies verdeutlicht, wie sehr ländliche und urbane Mobilität sich unterscheiden. Im Modal Split konnte der Radverkehr laut der Studie in jedem Raumtyp seinen Anteil steigern. Er liegt im jüngsten Untersuchungszeitraum zwischen 10 Prozent (kleinstädtischer und dörflicher Raum, 2018: 7 Prozent) und 19 Prozent (Metropole, zuvor: 18 Prozent). Eine starke Entwicklung beobachteten die Studienmacher*innen zudem beim Fußverkehr, allerdings mit gegenläufigem Schwerpunkt. Zufußgehen ist in Metropolen für 5 Prozentpunkte mehr am Modal Split (33 Prozent) und im kleinstädtischen und dörflichen Raum für gleichbleibend 21 Prozent verantwortlich. Abnehmende Bedeutung lässt sich laut der Studie für Öffentlichen Verkehr feststellen. Dessen Anteile am Modal Split sind in allen fünf Raumtypen gesunken.

62 %

Fokus auf Erwerbstätige

Aufschlussreiche Ergebnisse liefert die Studie zum Einfluss des Homeoffice auf die Mobilität. Wie die Befragungen zeigen, gehen Menschen, die im Homeoffice arbeiten, häufiger gar nicht aus dem Haus. Wer es doch tut, setzt in Metropolen, Regiopolen und Großstädten, wo der Homeoffice-Anteil am höchsten ist, zu 46 Prozent auf das Zufußgehen. Bei Menschen, die im gleichen Raumtyp leben und kein Homeoffice nutzen, liegt dieser Wert 20 Prozentpunkte höher. Homeoffice scheint im Gegensatz dazu nur im städtischen, kleinstädtischen und dörflichen Raum dafür zu sorgen, dass die Homeoffice-Nutzenden das Fahrrad leicht bevorzugen. In den anderen Raumtypen ist die Verkehrsmittelwahl Fahrrad mit oder ohne Homeoffice gleichrangig. Insgesamt legen die Befragten weniger Wege mit dem Auto zurück, je mehr Tage sie im Homeoffice arbeiten.

Elektrofahrräder sind Gamechanger auf dem Land

Als einen weiteren Fokus haben die Studienmacherinnen Mobilitätsoptionen abgefragt. Im Ergebnis ist mit Blick auf Elektrofahrräder ersichtlich, dass diese den Befragten häufiger zur Verfügung stehen, je ländlicher sie leben. Die Anteile jener Menschen, die immer ein Elektrofahrrad zur Verfügung haben, liegen bei flacher Topografie bei bis zu 24 Prozent, bei hügeliger Topografie bei bis zu 28 Prozent. Die Befragten legen mit ihren Elektrofahrrädern im Vergleich zu 2018 und auch im Vergleich zu Nutzerinnen konventioneller Fahrräder (deutlich) längere Wege zurück. Die durchschnittliche Wege der Elektrofahrräder sind in Metropolen, Regiopolen und Großstädten 5,5 Kilometer (konventionelles Fahrrad: 3,4 Kilometer), in den Raumtypen zentrale Stadt und Mittelstadt 7,4 Kilometer (konventionelles Fahrrad: 2,8 Kilometer) und im städtischen, kleinstädtischen und dörflichen Raum gar 11,5 Kilometer lang (konventionelles Fahrrad: 3,1 Kilometer). Vor allem ältere Erwachsene haben Zugriff auf Elektrofahrräder.
Insgesamt schlussfolgern die Studienmacher*innen für den Radverkehr: „Das Fahrradfahren hat weiterhin eine große Bedeutung. Die wegen des guten Wetters im Jahr 2018 erreichten Werte konnten vielerorts bestätigt, teilweise sogar noch übertroffen werden.“

Über die Studie


Bild: www.pd-f.de – Kay Tkatzik