VELOPLAN 4/2023 – Editorial

Schwerpunkt: Orientierung

Ungemütlicher Herbst

Das waren für alle Menschen, die für eine bessere, zukunftsfähige Gesellschaft in Deutschland kämpfen, keine einfachen Wochen. Erst erklärt das Bundesverfassungsgericht den zweiten Nachtragshaushalt 2021, mit dem nicht verwendete Mittel aus der Corona-Krise für Klimaschutzmaßnahmen umgeleitet werden sollten, für nichtig. Und dann lassen die unionsgeführten Länder im Bundesrat die lange vorbereitete und dringend notwendige StVG-Novelle abblitzen. Vielleicht gelingt es, im Vermittlungsausschuss noch eine Einigung über das Straßenverkehrsrecht zu erzielen, und vielleicht findet die Bundesregierung einen anderen Weg, ihre milliardenschweren Klimaschutzprojekte finanziell neu aufzustellen. Aber die vergangenen Wochen haben dennoch gezeigt, dass Klimaschutz und Dekarbonisierung unserer Gesellschaft noch längst keine Selbstläufer sind.

Doch nicht nur politischer Gegenwind bremst die Mobilitätswende, auch der Fachkräftemangel in der Radverkehrsplanung ist ein enormer Bremsklotz für Gemeinden und Städte beim Umbau der öffentlichen Räume. Womit wir auch schon beim Schwerpunktthema Orientierung dieser Ausgabe von Veloplan wären. Wie kann es gelingen, dass sich künftig mehr junge Menschen für die Gestaltung des Radverkehrs als berufliche Laufbahn entscheiden? Darüber hat mein Kollege Sebastian Gengenbach mit Prof. Dr.-Ing. Christian Rudolph gesprochen, der an der TH Wildau die Radverkehrsexperten der Zukunft ausbildet. Seine These für die immer noch niedrige Zahl an Studierenden im Bereich Verkehr und Mobilität: „Das Thema Verkehr hat sich in den letzten Jahren politisch so aufgeheizt, da will sich niemand die Finger verbrennen.“

Es stimmt schon, man muss Bereitschaft zur politischen Auseinandersetzung und dazu noch eine hohe Frustrationstoleranz besitzen, um den Kampf für eine bessere Welt immer wieder neu aufzunehmen. So wie Sisyphos, der  einen Stein immer wieder aufs Neue den Berg hochschiebt. Das werden nur wenige allzu reizvoll finden, doch schon Albert Camus meinte dazu, dass man sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen müsse. Indem man  ich seiner sehr schwierigen Aufgabe stellt, könne man zur Selbstverwirklichung und sogar Freiheit finden. Doch Verkehrsplanung ist mehr als ein Stück über das Absurde. Denn es gibt für den Radverkehr auch Erfolge und technische Innovationen zu feiern. Auch, aber nicht nur bei der Orientierung auf dem Fahrrad. Mehr dazu in dieser Ausgabe von Veloplan.

Ihr Markus Fritsch – mf@veloplan.de

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