VELOPLAN 1/2025 – Editorial

Schwerpunkt: Freizeit

Türöffner für den Alltagsverkehr

Eine der schönsten Wochen des vergangenen Jahres lag für mich in der zweiten Hälfte des Septembers. Meine Schwester und ich trafen uns in München, um von dort mit unseren Gravelbikes mitsamt Camping-Ausrüstung an den Königssee und schließlich nach Salzburg zu fahren. Einen Großteil der Strecke hatten wir auf dem Bodensee-Königssee-Radweg geplant. Diese Route ist in meinen Augen ein empfehlenswertes touristisches Highlight, führt sie doch an vielen der schönen Seen und Flüsse Bayerns vorbei, durch malerische Dörfer und Städte sowie durch Wiesen und Wälder.

Zu diesem wunderbaren Erlebnis trugen auch die meiner Erinnerung nach sehr hilfreiche Ausschilderung und der meist erstklassige Zustand des Weges bei. Hut ab an der Stelle an die Verantwortlichen! Es mag sicher auch am Wetter liegen (das sich während unserer Tage auf dem Rad sukzessive verschönerte), aber in dieser Woche hatte ich trotz zunehmender Erschöpfung von Tag zu Tag mehr Spaß am Radfahren. Diese Freude blieb mir glücklicherweise auch nach dem Radurlaub erhalten. Vor allem in den Tagen und Wochen nach der Reise fühlte es sich jedes Mal an, als würde ich diese fortsetzen, wenn ich nach dem Lenker griff und mein Bein über den Sattel schwang. Diesem Effekt kommt unterstützend zugute, dass ein paar Hundert Kilometer Rad mich wie wohl die meisten Menschen fitter machen und es sich so auf den alltäglichen Radfahrten und Ausflügen nach der Reise geschmeidiger pedaliert.

Ich durfte einmal mehr am eigenen Leib erfahren, was die Radreiseanalyse des ADFC 2024 in nüchternerer Form bereits statistisch erfassen konnte. „Je länger die Radreise, desto stärker die Motivation, auch im Alltag mehr Fahrrad zu fahren“, heißt es in dem Dokument. Bei drei und mehr Übernachtungen gab jeder zweite Befragte an, aufgrund der Radreise im Alltag häufiger mit dem Rad zu fahren. Der Wert ist im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gestiegen. Unter den Kurzreisenden fuhren 41,8 Prozent der Umfrage-Teilnehmer*innen aufgrund der Radreise mehr Rad im Alltag.

Damit liegt in meinen Augen nahe, dass mehr Radverkehr in der Freizeit mehr Radverkehr im Alltag verursachen kann. Diese Erkenntnis mag nicht verwundern, ist aber durchaus bemerkenswert, weil das Fahrrad (und E-Bike) eine weitgehend einzigartige Doppelrolle hat. Es ist Sport- und Freizeitgerät, aber auch Verkehrsmittel. Es gibt, wie oben geschildert, sicher starke Synergieeffekte zwischen diesen Nutzungsarten. Dennoch empfiehlt es sich, wie wir in dieser Ausgabe von Veloplan für den Freizeitverkehr zeigen, die verschiedenen Radverkehrsarten auch für sich genommen ernst zu nehmen. Radverkehrsverantwortliche können davon profitieren, Menschen mit verschiedenen Interessenlagen an einen Tisch zu bringen und ihre Sichtweisen miteinander zu vereinen.

Ihr Sebastian Gengenbach – sg@fwv.de

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