Anwohnerparken ist in Deutschland laut dem Think Tank Agora Verkehrswende zu billig. Der Blick auf europäische Nachbarn zeigt, wie es anders laufen könnte. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 01/2019, Dezember 2019)
Ineffizienz, die wir uns leisten
Statistiken zeigen, dass das Auto in Deutschland viel öfter, als beispielsweise in den Niederlanden für Kurzstrecken genutzt wird. Gerade hier gibt es ein hohes Verlagerungspotenzial auf das Fahrrad. Statistiken belegen zudem, dass Autos meist ungenutzt herumstehen. Im Durchschnitt werden sie nur rund 45 Minuten am Tag bewegt (Quelle: Mobilität in Deutschland MiD 2017).
Anwohnerparken ist für Kommunen ein Minusgeschäft
Die für ein Jahr ausgestellten Bewohnerparkausweise dürfen gemäß Bundesministerium für Verkehr nicht teurer als 30,70 Euro sein. Dieser Betrag liegt laut dem Think Tank Agora Verkehrswende, „offenkundig weit unterhalb des wirtschaftlichen Wertes des zugeführten Privilegs, in Wohnungsnähe einen (relativ sicheren) Dauerparkplatz in von hoher Parkraum-
nachfrage geprägten Innenstadtgebieten zu besitzen.“ Die geringe Höhe werfe die Frage auf, ob die Städte mit den Einnahmen nicht sogar ein „planmäßiges Minusgeschäft“ machten. Kommunalen Verbände hielten deshalb verbreitet eine Erhöhung auf die Größenordnung von 200 Euro pro Jahr für angemessen.
Zum Vergleich: In Amsterdam kostet das Bewohnerparken im Jahr 535 Euro, in Stockholm 827 Euro.
Metropolen reduzieren Parkangebote und setzen auf eine Citymaut
Kopenhagen: Mit dem Ziel, eine lebenswerte sowie wirtschaftlich und touristisch prosperierende Stadt zu schaffen, wird in Kopenhagen die Zahl der Kfz-Parkplätze seit Jahrzehnten mit Zustimmung der Bevölkerung reduziert. Jährlich um zwei bis drei Prozent.
Amsterdam: Hier wird ab diesem Jahr die Zahl der Anwohnerparkberechtigungen im Zentrum noch einmal deutlich reduziert. Bis zum Jahr 2025 sollen sukzessive bis zu 11.200 Anwohnerparkplätze (ca. zehn Prozent) entfernt und durch breitere Gehwege, Straßengrün und Radwege ersetzt werden.
In 14 europäischen Städten gibt es eine Citymaut zur Reduzierung und Steuerung des Autoverkehrs, vor allem durch Pendler. Darunter finden sich Metrolopen wie Oslo, Stockholm, London, Edinburgh, Bologna, Mailand, Rom, Prag oder Budapest.
Zum Vertiefen: Informationen und Argumente
„Öffentlicher Raum ist mehr wert“
Der Think Tank „Agora Verkehrswende“, eine Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation hat unter dem Titel „Öffentlicher Raum ist mehr wert“ ein Rechtsgutachten zu den Handlungsspielräumen in Kommunen mit vielen Hintergründen, wissenswerten Informationen, Argumenten und Handlungsempfehlungen erstellt.
(2. Auflage 2018)
„Umparken – den öffentlichen Raum gerechter verteilen.“
Übersichtliche und sehr gut grafisch umgesetzte Informationen liefert auch die im Auftrag der Agora Verkehrswende erstellte Broschüre „Umparken – den öffentlichen Raum gerechter verteilen Zahlen und Fakten zum Parkraummanagement.“ (2018)
Download jeweils unter www.agora-verkehrswende.de
Bild: Reiner Kolberg