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Seit seiner Premiere vor 14 Jahren hat sich der Nationale Radverkehrskongress (NRVK) des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) zu einem der wichtigsten Termine für Experten rund um die Themen Radverkehr und Mobilität entwickelt. Im zeitlichen und räumlichen Umfeld der Eurobike startet der NRVK nun zu seiner achten Auflage. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 02/2023, Juni 2023)


Frankfurt ist in vielerlei Hinsicht ein passender Veranstaltungsort für die achte Auflage des Nationalen Radverkehrskongresses. Die Main-Metropole ist seit vergangenem Jahr Heimat der Branchenleitmesse Eurobike und nach Bremen die fahrradfreundlichste Stadt in Deutschland mit über 500.000 Einwohnern.

Der 8. Nationale Radverkehrskongress (NRVK) findet am 20. und 21. Juni 2023 im Kap Europa, dem Kongresshaus der Messe Frankfurt, statt. Auf Deutschlands größtem und wichtigstem Kongress für den Radverkehr treffen sich Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen und Ebenen der Planungspraxis, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft und diskutieren die Fragen rund um die Umsetzung des Radverkehrs.
Ausgerichtet wird der Nationale Radverkehrskongress durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWEVW) in Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt am Main. Der im zweijährigen Turnus stattfindende Kongress wird nach der virtuellen Veranstaltung 2021 in diesem Jahr wieder physisch und erstmals im zeitlichen und räumlichen Umfeld der Eurobike abgehalten. Durch die Verknüpfung der zwei großen Fachveranstaltungen können unterschiedliche Sichtweisen ausgetauscht und gemeinsam neue Lösungswege für den Radverkehr gefunden werden.
Das breit gefächerte Programm soll informieren, inspirieren und zum Austausch anregen. An den zwei Kongress-tagen werden die relevanten Themen, aktuelle Herausforderungen und Zukunftsideen für den Radverkehr diskutiert. Im Zentrum der Fachforen stehen der Nationale Radverkehrsplan 3.0 (NRVP 3.0) und seine Umsetzung. Das Programm orientiert sich an den vier Säulen des NRVP 3.0: Fahrrad & Politik, Fahrrad & Infrastruktur, Fahrrad & Mensch sowie Fahrrad & Wirtschaft.
Austausch- und Netzwerkmöglichkeiten stehen im Vordergrund der Side Events. Mit einer Vielzahl von Exkursionen werden interessante Infrastruktur-, Kampagnen- und Projektbeispiele in Frankfurt, Darmstadt, Offenbach, Kelsterbach und im Kreis Groß-Gerau vorgestellt. In Zusammenarbeit mit der Eurobike werden Rundgänge zu Trendthemen der Fahrradwelt über die Messe angeboten. Ein weiterer Höhepunkt wird die festliche Verleihung des 23. Deutschen Fahrradpreises sein.


Bild: Messe Frankfurt

Der Wandel vom Austragungsort der Automesse IAA zum Eurobike-Standort ist ein passendes Sinnbild für die Verkehrswende in Frankfurt. Diese steht spätestens seit dem Stadtratsbeschluss zur Fahrradstadt auf der Tagesordnung. Erste Erfolge sind bereits sichtbar, der Pendlerstadt steht aber noch ein langer Weg bevor. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 03/2022, Sept. 2022)


Der Radentscheid sammelte 2018 40.000 Unterschriften. Er wurde zwar formell abgelehnt, einen Stadtverordnetenbeschluss zur Fahrradstadt Frankfurt gab es trotzdem.

Dass gesellschaftliche Rückendeckung für die Verkehrswende in Frankfurt besteht, bewiesen die Bewohner*innen im August 2018, als der Stadt ein 40.000-fach unterschriebener Radentscheid übergeben wurde. Mitte des darauffolgenden Jahres wurde er zwar abgelehnt, weil nötige gesetzliche Voraussetzungen für ein Bürgerbegehren laut dem Liegenschaftsdezernenten nicht erfüllt worden seien, die Stadt begann aber, in acht Sitzungen mit der Interessensgemeinschaft Radentscheid zu verhandeln. Zwei Monate später wurden die wesentlichen Forderungen des Radentscheids in den Maßnahmenkatalog Fahrradstadt Frankfurt am Main übernommen und um weitere Schritte ergänzt. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte diesem Ende 2019 zu. Seitdem ist in Frankfurt einiges in Bewegung geraten.
Das Maßnahmenpaket fokussiert zunächst Hauptverkehrsstraßen, auf denen noch keine Radwege existieren. Dort werden teilweise auch Fahrspuren für Autos entnommen und umgewidmet. So zum Beispiel bei der Friedberger Landstraße, wo den Radfahrenden nun größtenteils 2,30 Meter breite, rot markierte Fahrradspuren zur Verfügung stehen. Auch anderenorts wurde ummarkiert, auch wenn die Wunschbreite gerade noch nicht erreicht wird. „Dieser breite, rote Radfahrstreifen, der ist symbolisch für die neuen Aktivitäten hier in Frankfurt. Wenn die rot eingefärbt sind, ist die Infrastruktur deutlich besser wahrnehmbar, wir haben auch nicht so viele Falschparker, die sich daraufstellen“, so Stefan Lüdecke. Er ist Referent des Dezernenten für Mobilität und Leiter der Stabsstelle Radverkehr. Wo möglich, wird auch mit Protektionselementen gearbeitet, wenn es keine seitlichen Parkplätze oder Ausfahrten gibt. Im August 2021 gab die Stadt bekannt, dass seit dem Fahrradstadt-Beschluss 28 Kilometer Radwege rot markiert wurden, 6,1 Kilometer neue Radwege an Hauptstraßen und fast 6000 neue Fahrradstellplätze entstanden. „Wenn eine Straße komplett grunderneuert werden muss, dann ist das Ziel, dass wir tatsächlich auch bauliche Radwege schaffen von mindestens 2,30 Metern Breite und vom MIV baulich getrennt“, verspricht Lüdecke.

Der Frankfurter Mainkai war schon mal für den Autoverkehr gesperrt und soll es in Zukunft wieder sein. Bei der Fahrradmesse Eurobike diente er als publikums-wirksame Außenfläche.
Der Oeder Weg ist die erste von elf Nebenstraßen, die nach dem Konzept Frankfurter Fahrradstraße des Radentscheids umgebaut werden.

Nebenstraßen werden fahrradfreundlich

Beschlossen wurde auch der Umbau von elf Straßenzügen zu sogenannten fahrradfreundlichen Nebenstraßen. Die Macherinnen des Radentscheides haben hierfür das Konzept Frankfurter Fahrradstraße entwickelt, das zügiges, konfliktfreies und sicheres Fahren ermöglichen soll. Die erste fahrradfreundliche Nebenstraße, der Oeder Weg, ist bereits erkennbar umgebaut und mit Autobarrieren als Modalfilter ausgestattet worden. Der Oeder Weg ist jetzt eine Fahrradstraße und hat neue Fahrradbügel und rot markierte Kreuzungsbereiche bekommen. Auch Abstellanlagen für E-Scooter sind Teil des Konzepts. Folgen sollen circa 40 große Pflanzenbeete, außerdem Sitzmobiliar und sogenannte Parklets, modulare Elemente aus Holz, die aus Parkplätzen Aufenthaltsraum machen. „Wir haben natürlich auch an die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum gedacht. Wir haben viele Parkbuchten rausgenommen, dort, wo sich Cafés und Restaurants befinden, die Interesse hatten, ihre Außengastronomie dort aufzustellen“, betont Stefan Lüdecke. Begleitet werden die Veränderungsprozesse von einem Forschungsprojekt der Radverkehrsprofessur, die das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur an der Frankfurt University of Applied Sciences fördert. Diese hat Prof. Dr.-Ing. Dennis Knese seit Beginn des letzten Jahres inne. Bei den Nebenstraßen untersuchen die Forschenden, wie sie wirken und wahrgenommen werden. In Zukunft sollen die Forscherinnen dazu die Situation vor der Umgestaltung dokumentieren, um nach den Umbauten Vergleiche ziehen zu können. Dafür sprechen sie auch mit Gewerbetreibenden vor Ort, die vielfach Umsatzeinbußen durch den fernbleibenden Kfz-Verkehr befürchten – trotz gegenläufiger wissenschaftlicher Erkenntnisse aus anderen Orten. Die Stadt unterstützt die Untersuchungen mit Verkehrszählungen, sodass Verkehrsverlagerungen quantifiziert werden. Die Begleitforschung ist auch deshalb notwendig, weil die Maßnahmen zunächst reversibel sein werden, sodass sie wieder zurückgebaut werden können, falls die gewünschten Effekte ausbleiben sollten.

Innenstadt im Mittelpunkt

In der »Fahrradstadt Frankfurt« pa-trouilliert seit 2019 eine zehnköpfige Fahrradstaffel der städtischen Verkehrspolizei, die etwa das Falschparken auf Fahrradwegen kontrolliert. Susanne Neumann, Vorständin des ADFC-Kreisverbands Frankfurt kritisiert deren Fokus auf die Innenstadt. Verschiedene Parteien hätten mehrfach darum gebeten, die Staffel auch in den Außenbezirken einzusetzen. Dieses Ersuchen habe der Verkehrsdezernent abgelehnt, laut Neumann dadurch begründet, dass es den Erfolg in der Innenstadt gefährde.
Der Fokus auf die Innenstadt sei symptomatisch für die Verkehrswende in Frankfurt. Hiervon sei auch das Nahverkehrsangebot betroffen. Neumann wartet auf Verkehrskonzepte für westliche und südliche Stadtteile, die Anfang letzten Jahres in Auftrag gegeben wurden. Sie sollten Ende 2021 vorliegen. „Was da jetzt rausgekommen ist, weiß ich immer noch nicht“, stellt sie ernüchtert fest. Im September soll das Radverkehrskonzept für Frankfurt West zunächst dem Ortsbeirat vorgestellt werden.
Dass in jüngster Zeit dann doch einiges für den Radverkehr getan wurde, bestätigte 2020 der ADFC-Fahrradklimatest. Zumindest im Vergleich zu anderen Städten der gleichen Größe lag die Benotung zu dieser Aussage mit der Schulnote 2,9 knapp eine Note über dem Durchschnitt. Auch die Möglichkeiten zur Fahrradmitnahme im Nahverkehr wurden deutlich besser beurteilt als im Mittel. Insgesamt liegt Frankfurt mit der Note 3,7 unter den Städten mit mehr als einer halben Million Einwohner auf Platz drei.

„Das Fahrrad geht als großer Gewinner aus der Pandemie heraus“

Prof. Dr.-Ing. Dennis Knese,Frankfurt University of Applied Sciences

Universitätsprofessor Dr.-Ing. Dennis Knese (oben) und Susanne Neumann vom ADFC (unten) setzen sich für besseren Radverkehr in Frankfurt ein. Auch privat sind sie gerne mit dem Fahrrad unterwegs.

Viele Ansprechpartner für Radverkehr

Die vergleichsweise guten Ergebnisse beim Radklimatest dürften noch nicht von den relativ neuen Beschlüssen herrühren. Auch vor dem Radentscheid und dem Beschluss zur Fahrradstadt Frankfurt gab es bereits Ambitionen, den Radverkehr in Frankfurt zu fördern. Die Stadt hat dafür 2009 personell aufgestockt und gründete ein eigenes Radfahrbüro. Aus den damals vier Angestellten sind mittlerweile acht geworden. Hinzu kommen Einzelpersonen im Verkehrsdezernat, Straßenverkehrsamt sowie dem Amt für Erschließung und Straßenbau. Überall dort gibt es eigene Ansprechpartner für den Radverkehr, die in engem Austausch miteinander stehen.
Nicht nur städtische Angestellte sind dabei involviert. Der verkehrspolitische Sprecher des ADFC bespricht aktuelle Planungen in monatlichen Treffen mit der Stadt, weitere Details werden auf dem kurzen Dienstweg geklärt. Das Thema Radverkehr scheint in Frankfurts Öffentlichkeit angekommen zu sein. Die Resonanz auf ihr Engagement beim ADFC habe in den letzten Jahren zugenommen, erklärt Neumann.
Auch die Fahrrad-Professur werde wahrgenommen, beobachtet Dennis Knese. Der Uni-Standort Frankfurt spielt in seiner Arbeit natürlich eine große Rolle. „Wir sind sehr eng im Kontakt mit verschiedenen Akteuren in Frankfurt, sei es die Stadt, seien es aber auch Wirtschaftsunternehmen, Verbände und Akteure aus allen möglichen Bereichen.“ Insgesamt zeigt sich Knese mit dem Tempo der Verkehrswende nicht unzufrieden. Gerade im Hinblick auf die Ziele Luftqualität und Klimaschutz müsse es aber noch schneller gehen.

Verbesserte Datenlage

Der Radverkehrsprofessor ist auch an der Erstellung neuer Verkehrsmodelle beteiligt, mit denen die Stadt den Radverkehr grundsätzlicher verstehen will. Es geht dabei um die Frage, warum die Radfahrenden bestimmte Routen und Verkehrsmittel benutzen. Dauerzählstellen von Hessen Mobil stellen massenhaft Daten zur Verfügung. Normalerweise erstellt die Stadt alle zwei Jahre eine Stadtrandzählung, die aufgrund der Pandemie zuletzt ausgesetzt wurde. Die Ergebnisse der letzten Zählung in Zusammenarbeit mit der TU Dresden attestieren Frankfurt eine Steigerung von fast 60 Prozent beim Radverkehrsanteil. Lag dieser 2013 noch bei 12,5 Prozent, waren es 2018 19,8 Prozent.
Gerade die Dynamik im Radverkehrsanteil könnte laut dem Radverkehrsprofessor bestehen bleiben. „Das Fahrrad geht als großer Gewinner aus der Pandemie heraus“, glaubt Knese. Im Hinblick auf eine Zeit nach der Covid-19-Pandemie gaben die Menschen an, häufiger Fahrrad fahren zu wollen.
Auch Lastenräder, so Knese, könnten in Frankfurt am Main eine große Zukunft haben. Die Stadt fördert private Lastenräder ohne oder mit Elektroantrieb mit 500 beziehungsweise 1000 Euro. Die Fördermittel von 200.000 Euro für 2022 waren im Fe-bruar dieses Jahres schnell ausgeschöpft und sollen im nächsten Jahr erneut zur Verfügung stehen. Auch das Leihsystem Main-Lastenrad wird sehr gut genutzt. 16 Lastenräder können im Stadtgebiet kostenlos bis zu drei Mal pro Monat ausgeliehen werden.
Die Stadt erarbeitet zurzeit einen Masterplan Mobilität, der Klarheit in die Entwicklungsrichtung Frankfurts bringen soll. Susanne Neumann hofft, dass das Anrecht aller Menschen auf Mobilität durch diesen wahrnehmbar wird. Für die Zukunft sieht sie, genau wie Dennis Knese, eine reduzierte Regelgeschwindigkeit als geeignetes Mittel, um dieses Ziel voranzutreiben. Die Chancen für Tempo 30 stehen nicht schlecht, sollten die Städte den Ermessensspielraum erhalten. Der Initiative Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten, die diesen Spielraum einfordert, hat sich Frankfurt längst angeschlossen.
Dass die Menschen in Frankfurt aktive Mobilität nicht generell scheuen, beweist auch der hohe Fußgängeranteil am Modal Split. Etwa ein Drittel ihrer Strecken legen die Frankfur-ter*innen zu Fuß zurück. Die Studie Mobilität in Deutschland stellte 2017 für keine untersuchte Stadt einen höheren Wert fest. Hierbei dürften die kurzen Wege, Frankfurt ist auf einer kleinen Grundfläche gebaut und das ganze Zentrum ist relativ gut zu Fuß erreichbar, ihre Stärken ausspielen.

„Unsere größte Herausforderung als Stadt Frankfurt ist ja, tagtäglich mit den Pendlerinnen und Pendlern zurechtzukommen“

Stefan Lüdecke, Referent des Dezernenten für Mobilität & Leiter der Stabsstelle Radverkehr

Frankfurt ist Pendlerstadt

Was für den Fußverkehr förderlich ist, sorgt für Probleme für die Vielzahl an Menschen, die aus der dicht gestrickten Metropolregionen täglich ihren Weg ins Zentrum finden müssen. „Unsere größte Herausforderung als Stadt Frankfurt ist ja, tagtäglich mit den Pendlerinnen und Pendlern zurechtzukommen“, erklärt Stefan Lüdecke ein. Das bestimmt dann manchmal, ob man Platz für eine Fahrradspur wegnehmen kann oder nicht. „Ich hoffe, dass das mit dem Homeoffice auch weiter so bleiben wird, dass wir nicht wieder zu diesen ganz hohen Zahlen kommen werden und dass vielleicht auch Leute aus der Region auf das Rad umsteigen werden.“
Der Pendelverkehr sorgt außerdem dafür, dass die vielen zusätzlichen Autos den eigentlich guten Modal Split verwässern. In diesem wird nämlich nur die Wohnbevölkerung erfasst. Um dem Problem zu begegnen, bräuchte es einen Ausbau der Park-and-Ride-Parkplätze in den außerhalb gelegenen Kommunen. Außerdem könnte ein Radschnellwegenetz helfen, das sternförmig in das Frankfurter Umland führt. Neun solcher Routen wurden bereits geplant und sind, zumindest außerhalb des Frankfurter Stadtgebiets, auch schon teilweise im Bau. Weitere sternförmige Verbindungen ins Umland sieht Lüdecke als Großprojekt der nächsten Jahre. Auch am Radschnellwegenetz lässt sich Kritik üben. Dessen Trassenführung laufe teilweise mitten durch Ortschaften hindurch, anstatt an diesen vorbeizuführen, so Susanne Neumann.

Das privat geführte Fahrradparkhaus am Bahnhof ist fast leer. Seit die Werkstatt im Eingangsbereich geschlossen wurde, ist es noch einfacher, dort Fahrräder zu entwenden.

Problemzone Bahnhof

Neumann erkennt in der Stadt weitere Herausforderungen, etwa in der Bahnhofsregion. „Der Bahnhof ist ein absolutes Lowlight für Frankfurter Radfahrende, ganz einfach, weil es da null Radinfrastruktur gibt.“ Die Radfahrerinnen sind gezwungen, im 50 km/h schnellen Autoverkehr mitzuschwimmen, obwohl es sich auch für sie um eine Hauptverkehrsachse handelt. Ausbaufähig ist auch die Abstellsituation, eine wichtige Voraussetzung für intermodale Reiseketten. Es gibt zwar eine Fahrradebene im Untergeschoss eines privat geführten Autoparkhauses, dieses ist allerdings nicht ausgeschildert. Zudem wird eine der Hauptfunktionen sicherer Abstellanlagen – die Sicherheit – nicht erfüllt. Es gibt keine Überwachungsfunktion bis auf ein kleines Drehkreuz. Neumann berichtet von Fällen, wo dieses einfach übersprungen und Fahrräder entwendet wurden. Der private Betreiber hatte zunächst eine Fahrradwerkstatt im Eingangsbereich betrieben, die aber eingestellt wurde. Hinzu kommt der Omnibus-Verkehr, der die Anfahrt erschwert. Pläne für ein Fahrradparkhaus auf der gegenüberliegenden Bahnhofsseite sind unlängst geplatzt. Probleme wie diese sorgen für Unmut. Damit Planungsprozesse transparent und verständlich sind, führt die Stadt Partizipationsverfahren durch. Gegenseitiges Verständnis bringen die verschiedenen Verkehrsgruppen in Frankfurt nicht immer füreinander auf, zum Beispiel in den Chats dieser Online-Veranstaltungen. „Klar gab es auch gute und sachliche Kommentare, aber teilweise wird die Debatte eben sehr emotional geführt und wenig nüchtern“, ordnet Knese ein. Ein Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lässt noch tiefer blicken. Darin berichtet die Autorin, wie ein Stadtteilpolitiker im traditionell eher konservativen Westend sich für den Umbau einer Straße einsetzte und dafür beschimpft wurde und Morddrohungen erhielt. Solche Widerstände zeigen, dass die Verkehrswende in Frankfurt nicht unumstößlich ist. Das aktuelle Tempo der Maßnahmen und die jüngere Geschichte des Radentscheides sorgen unterm Strich aber für viel Hoffnung, dass sich die Perspektive der Frankfurterinnen vom Autoverkehr wegbewegt. So ist es auch bei Dennis Knese. „Es setzt sich immer stärker auch der Gedanke durch, dass man mit attraktiven Alternativen und der Reduzierung des motorisierten Verkehrs gerade in den Städten eben auch eine bessere Lebensqualität hervorrufen kann.“
Ein Erlebnis, von dem Susanne Neumann berichtet, zeigt, wie einzelne Maßnahmen das gegenseitige Verständnis steigern können. Ein Taxifahrer, mit dem Neumann für einen Beitrag des Hessischen Rundfunks zusammengebracht wurde, schätzt die Bedeutung der roten Radwegmarkierung für sie völlig unerwartet ein. „Wenn ich einen rot eingefärbten Radweg hab, da darf ich mich als Taxifahrer nicht draufstellen. Aber bei allen anderen darf ich das“, soll er gesagt haben.


Bilder: Sebastian Gengenbach, Radentscheid Frankfurt, Dennis Knese, Torsten Willner

Eine durchgehende In-frastruktur für umweltfreundliche Verkehrssysteme sollte bei neuen Gewerbegebieten für Tausende Beschäftigte heute eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Während der frisch eröffnete Berliner Flughafen hier patzt, zeigt die Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport AG zusammen mit dem Regionalverband, was alles geht. Eine Blaupause auch für andere Gewerbegebiete. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 01/2021, März 2021)


Mit der BER-Eröffnung Ende Oktober 2020 hagelte es vom Fahrradclub ADFC sofort Kritik. Denn trotz des langen Planungszeitraums und Verschiebungen um letztlich neun Jahre fehlt offensichtlich nach wie vor ein schlüssiges Radverkehrskonzept. Eine Anreise mit dem Rad sei „zwar theoretisch möglich, wird aber derzeit von uns nicht empfohlen, da bisher nicht durchgängig sichere Fahrradwege genutzt werden können“, so der BER in einer Stellungnahme Mitte November. Dabei gäbe es ein enormes Potenzial: Von perspektivisch 85.000 Beschäftigten brauchen mindestens 80.000 für ihren Weg zwischen Wohn- und Arbeitsort ein Verkehrsmittel, rechnet der ADFC Brandenburg vor. Davon könnten zehn Prozent mit dem Fahrrad kommen, was 8.000 Radfahrenden täglich bedeute. Tatsächlich sind andere Gewerbestandorte hier viel weiter und moderne Flughäfen wie Amsterdam, Frankfurt oder Kopenhagen sind nicht nur an das Radwegenetz der Region angebunden, sondern es werden auch vielfältige Anreize geschaffen, damit mehr Beschäftigte mit dem Fahrrad oder E-Bike pendeln. In Deutschland ist die Zusammenarbeit zwischen der Betreibergesellschaft des Frankfurter Großflughafens, der Fraport AG und der Region dabei ein gutes Best-Practice-Beispiel.

Schöne Aussichten: Vom Ausbau der Fahrradinfrastruktur zum Flughafen können alle profitieren. Ob Arbeitgeber, Berufspendler oder Flughafenbesucher.

Brücken bauen für neue Mobilität

Auch der Frankfurter Flughafen wurde einst unter dem Paradigma „Car first“ gebaut. „Der Arbeitsweg per Fahrrad zum Flughafen war bislang nur einem harten Kern von Radfahrenden vorbehalten, die sich ihre Wege dorthin selbst gesucht haben“, schreibt Birgit Simon vom Regionalverband Frankfurt-Rhein-Main im ersten Bericht des Arbeitskreises „Radanbindung an den Stadtteil Flughafen“ aus dem Jahr 2017. Ihr Kollege Georgios Kontos packte zwei provokante Fotos in seine NRVP-Projektvorstellung: Das eine zeigt ein Flugzeug, das ohne Weiteres über eine Autobahnbrücke rollt. Im zweiten müssen Radfahrer vor der Brücke absteigen, weil das Geländer hier zu niedrig ausgelegt ist. Die erste Botschaft ist eine Bestandsaufnahme: Zweierlei Maß beim großen Flieger und dem dagegen unscheinbaren Fahrrad. Die zweite blickt nach vorn: Brücken bauen für eine neue Fahrradmobilität zum Flughafen. Damit rannte Georgios Kontos bei der Fraport AG offene Türen ein. Gefragt nach dem grundsätzlichen Bedarf, mit dem Fahrrad zum Flughafen zu kommen, spricht Sebastian Linzbauer, Referent für Umweltmanagement der Fraport AG, Tacheles: „Schafft man erst die Fahrradinfrastruktur, wenn der Bedarf da ist? Oder macht man das vorher, damit mehr Leute mit dem Fahrrad kommen? Wir haben uns bei Fraport dafür entschieden, mit dem Angebot voranzugehen.“
Mit 80.000 Beschäftigten gehört das Unternehmen zum größten Arbeitgeber in der angrenzenden Rhein-Main-Region. Rund zehn Prozent davon wohnen in einem Umkreis von 15 Kilometern. Gut fünf Prozent kommen aktuell mit dem Fahrrad zur Arbeit. Bis 2030 sollen es mindestens zehn werden. Mit Umkleiden und Duschen für Fahrradpendlerinnen und -pendler, Abstellplätzen und E-Bike-Ladestationen schaffte die Betreibergesellschaft 2019 die ADFC-Zertifizierung „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“. Hinzu kommen smarte Fahrradboxen, die auch öffentlich nutzbar sind, und regelmäßige Aktionen wie zum Beispiel ein jährlicher Fahrradaktionstag mit kostenloser Radinspektion, Kodierung oder die Kooperation mit der AOK Hessen bei der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“. In einem Pilotprojekt wird Beschäftigten ein Pool mit Leihfahrrädern angeboten. In Prüfung ist, ob das Angebot parallel zum Carpool auf den gesamten Standort ausgeweitet werden kann. Allein versicherungstechnische Gründe verhindern aktuell den Einsatz außerhalb des Betriebsgeländes als Pendler-Bikes. Auch ein Dienstrad-Leasingmodell soll noch in diesem Jahr hinzukommen.

4000

8.000 von 80.000 Beschäftigten am Frankfurter Flughafen
wohnen in einem Umkreis von 15 Kilometern.
4000 kommen aktuell mit dem Fahrrad zur Arbeit.

Früher rollten nur Flugzeuge ohne Weiteres über eine Autobahnbrücke. Weil das Geländer zu niedrig ausgelegt war, mussten Radfahrende dagegen absteigen. Mittlerweile herrscht ein anderes Bewusstsein in Frankfurt.

Neues Bewusstsein in Frankfurt

Die ADFC-Zertifizierung fördert, wie die ebenfalls von der Fraport AG angestrebte „Bike + Business“-Zertifizierung, das Unternehmensimage und die Mitarbeitergesundheit. Wenn Fahrradmobilität gefördert wird, dient die Außenspiegelung zugleich als innerbetriebliche Argumentationshilfe weiß man bei Fraport, etwa wenn es um die Abwägung unterschiedlicher Interessen geht. Das neue Bewusstsein für das Fahrrad reicht bei Fraport über Maßnahmen für die die Beschäftigten hinaus. So steht im öffentlichen Bereich zwischen Terminal 1 und 2 ein „Mobile Mobility Hub“ mit Reparaturstation und „Schlauchomat“. Dort findet man auch allgemeine Informationen zur Fahrradmobilität rund um den Flughafen. Und weil klar ist, dass die beste Infrastruktur am Flughafen nichts bringt, wenn niemand dorthin findet, übernahm Fraport in Abstimmung mit der Stadt Frankfurt die Komplettierung der Fahrradwege-Beschilderung rund um den Flughafen. Damit ist die Route von der Frankfurter Innenstadt bis zum Terminal 1 für Radfahrende ausgeschildert. Mitentscheidend für den velophilen Mobilitätssprung am Großflughafen waren Förderprojekte wie das EU-Programm CHIPS (Cycle Highway for Smarter People Transport und Spatial Planning) und das Förderprojekt „Fahrradmobilität in großen Gewerbe- und Industriestandorten am Beispiel des Frankfurter Flughafens“ des Bundes. Doch ohne den Willen und die finanzielle Beteiligung von Fraport und weiteren Partnern unter der Koordinierung des Regionalverbands wäre die Umsetzung so nicht möglich gewesen.

„Wird bei uns etwas neu gemacht, dann wird das Fahrrad jetzt von vornherein mitgedacht.“

Antje Quitta, Regionale Radverkehrsbeauftragte

Radverkehrsförderung im Netzwerk

Dass sich Bund, Länder und Kommunen in Sachen Fahrradinfrastruktur gern den Ball hin und her schieben, gilt als ebenso bekanntes wie unschönes Spiel. Umso erfreulicher zeigt sich am Beispiel Frankfurt, wie rund es unter einer Koordinierungsinstanz laufen kann. Neben den Fördermitteln weisen auch die Akteure immer wieder darauf hin, wie wichtig dieses Zusammenspiel ist. So formuliert Sebastian Linzbauer: „Alleingänge sind beim Thema Fahrradmobilität nicht sinnvoll. Es geht nur zusammen.“ Und auch die Regionale Radverkehrsbeauftragte Antje Quitta empfiehlt Koordinierung und Kommunikation. Was langfristig wiederum das Bewusstsein für den Radverkehr schärft: „Wird bei uns etwas neu gemacht, dann wird das Fahrrad jetzt von vornherein mitgedacht.“ So fangen Kommunikation und Zusammenarbeit heute bereits damit an, bei den Baustellen mitzudenken. „Wir haben eine Informationsseite erstellt, die die Zuwegung zum Flughafen mit Karten, Videos und Fotos zeigt. Dort findet man unter anderem aktuelle Nachrichten zum Baustellenstand, zu Forstaktivitäten oder auch zur Wildschweinjagd. Das Tolle ist, dass die Fraport das jetzt übernimmt und die Ressourcen dafür bereitstellt.“ Gemeint ist das Informations-Tool „Mit dem Fahrrad zum Flughafen“ unter region-frankfurt.de/airportradeln.
Erfolgreiche Fahrradmobilität erfordert eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen, ohne das große Ganze aus dem Blick zu verlieren: Fahrradfreundliche Gewerbegebiete können nicht allein innerhalb des Unternehmens, etwa durch das Angebot von Abstellanlagen, Duschen oder Dienstrad-Leasingangeboten gedacht werden. So arbeiten Fraport und der Regionalverband für Beschäftigte wie Wochenendausflügler an komfortablen Zuwegungen sowie an der Verbesserung und Erweiterung der 20 Kilometer langen Flughafen-Rundroute. Falls nötig, werden Flächen für den Bau von Radschnellwegen angekauft. Auch der beliebte Regionalpark Rhein-Main wurde durch Fraport mit rund 18 Millionen Euro unterstützt.

Öffentliche Bike-Station mit Schlauchomat: Am Fernbusbahnhof P36 können Fahrradpendler ihr Fahrrad mit Werkzeug und Ersatzteilen selbst reparieren und sich über die Radinfrastruktur informieren.
Neuentwurf: Sechs Ampeln müssen Radfahrende bisher überwinden, um diese Kreuzung auf dem Weg zum Airport zu queren. „Green Line“ heißt der Entwurf für eine neue fahrradfreundliche und zukunftsweisende Brücke.

Echte Brücke für die Zukunft

Nicht zuletzt verdeutlicht das Beispiel Frankfurt die spezifischen Herausforderungen an Flughäfen: Wo Sicherheitsbereich, Fahrradmobilität und Naturschutz aufeinanderprallen, gibt es Grenzen des Machbaren. So ruft die Idee, Wege innerhalb eines Airports mit einem Pedelec zurückzulegen, umgehend den Brandschutz auf den Plan. Beim Bannwald am Flughafen geht es um das Thema Streckenqualität für Fahrradpendler. Radfahrende wünschen sich komfortable Wege. Aber allein aufgrund von Wildschweinjagd oder Forstarbeiten sind die schon mal unpassierbar. „Beim Fahrrad sind wir in Sachen Nachhaltigkeit auf derselben Seite“, sagt Georgios Kontos vom Regionalverband. Geht es um Versiegelung für einen Radweg, sei das ein No-Go. Eine weitere Strecke vom Norden her ist deshalb bisher nicht durchsetzbar, was aus der Sicht der Radfahrer unverständlich bleibt: Man darf keinen Radweg durch einen Wald versiegeln, aber man kann eine Landebahn bauen, und dann anderswo kompensieren.
Ein letztes positives Beispiel im Kleinen, das für das große Ganze arbeitet: Wenn alles klappt, wird aus dem anfangs erwähnten Bild vom Brückenbauen bald eine markante 200 Meter lange Brücke in natura. Andreas Grzesiek, Student der Offenbacher Hochschule für Gestaltung, gewann mit seiner „Green Line“ den Studierenden-Wettbewerb für eine Fahrradbrücke am Flughafen. Allein die Wettbewerbsausstellung in der Fraport-Zentrale sorgte bereits für Sensibilisierung in Sachen Fahrradmobilität. Wo Radfahrende in der Kapitän-Lehmann-Straße bislang nacheinander ganze sechs Ampeln überwinden müssen, nur um auf die andere Straßenseite zu gelangen, könnte das futuristische Brückenkonstrukt mit den Mitteln der Architektur bald ein weiteres Mal vorbildlich über den Frankfurter Flughafen hinaus strahlen.

Flughafen fördert Radverkehr

Interview mit Sebastian Linzbauer,
Referent für Umweltmanagement der Fraport AG

Herr Linzbauer, wie hoch ist der Bedarf, mit dem Fahrrad zum Flughafen zu kommen?
Mit über 80.000 Beschäftigten ist der Flughafen Frankfurt die größte lokale Arbeitsstätte Deutschlands. Diese Menschen müssen alle zur Arbeit pendeln. Wir als Flughafenbetreiber möchten unseren eigenen Mitarbeitenden und auch allen anderen Pendlern dafür eine gute Infrastruktur zur Verfügung stellen. Bei der Fahrradmobilität haben wir ja immer das Henne-Ei-Problem: Schafft man erst die Fahrradinfrastruktur, wenn der Bedarf da ist? Oder macht man das vorher, damit mehr Leute mit dem Fahrrad kommen? Wir haben uns bei Fraport dafür entschieden, mit dem Angebot voranzugehen, und verzeichnen eine entsprechend steigende Akzeptanz.

Wie steht es um die Fahrradinfrastruktur direkt am Flughafen Frankfurt?
Aufgrund der langen Dienstwege auf 20 Quadratkilometern Betriebsgelände und sogar in den weitläufigen Terminals blicken wir am Flughafen Frankfurt bereits auf eine jahrzehntelange Tradition der Fahrradmobilität zurück. Heute sind allein bei Fraport über 900 Fahrräder im betrieblichen Einsatz. Im Außenbereich von Terminal 1 und 2 ist man aufgrund der räumlichen Gegebenheiten zu Mischwegen gezwungen. Sie werden gleichermaßen von Fußgängern und Radlern genutzt. Für den Terminal 3 wurde von vornherein mitgedacht, damit die Wegführung komfortabler wird: Wie reden von über drei Meter breiten Fahrradwegen mit der geteerten Wegequalität eines Direktschnellwegs. Langfristig ist es vorstellbar, diesen mit dem Radschnellweg von Darmstadt nach Frankfurt zu verbinden. Insgesamt ist der Airport aus sämtlichen Himmelsrichtungen mit dem Rad erreichbar – und das sowohl für Pendler als auch für Freizeitsportler.

Was waren wichtige Meilensteine zur Verbesserung der Fahrradanbindung?
Im Rahmen des NRVP-Projekts „fahrradfreundliche Gewerbegebiete“ haben wir mit dem Regionalverband Rhein-Main Hauptrouten identifiziert und Zählmessstellen aufgestellt und mithilfe des EU-Projekts CHIPS einen öffentlich zugänglichen Mobile Mobility Hub gebaut. Das NRVP-Projekt „fahrradfreundliche Gewerbegebiete“ ist ein Meilenstein für sich: In dessen Rahmen haben wir uns im Arbeitskreis „Radanbindung Flughafen“ mit den verschiedensten Interessengruppen vernetzt und unter anderem für eine durchgehende Beschilderung gesorgt.

Die Fraport AG wurde 2019 als fahrradfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet. Wirken sich solche Zertifizierungen auch innerbetrieblich aus?
Wir sind sehr stolz darauf, als fahrradfreundlicher Arbeitgeber nach der Stufe Silber zertifiziert worden zu sein. Ein weiterer Grund, warum wir die Bikes & Business-Zertifizierung des Land Hessen anstreben: Man erhält damit praktisch ein Gutachten von außen, das auch als Argumentationslinie nach innen hilft: Damit können wir gezielt auf einzelne Akteure innerhalb des Unternehmens zugehen und pro Fahrrad argumentieren. Bei den Mitarbeitenden kommen unsere Angebote gut an – das wirkt sich natürlich auch auf die Gesamtzufriedenheit mit dem Arbeitgeber aus.

Welche Aufgaben stehen bei der Fraport AG aktuell in Sachen Fahrradmobilität an?
Aktuell tauschen wir sogenannte Felgenkiller aus gegen vom ADFC zertifizierte Abstellanlagen, eventuell mit Überdachung. Und wir wollen mehr mit der Internet-Plattform „Mit dem Fahrrad zum Flughafen“ arbeiten. Außerdem sind wir stolz darauf, dass wir bei Fraport höchstwahrscheinlich noch in diesem Jahr ein Dienstfahrrad-Leasingmodell anbieten können. Hier sehen wir viel Potenzial, dass mehr Beschäftigte mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen.


Bilder: Fraport AG, Regionalverband FrankfurtRheinMain, Fraport AG, HfG Hochschule für Gestaltung Offenbach, Andreas Grzesiek, Sebastian Linzbauer