Geschichte und Geheimnis des Fahrrads

von Jody Rosen

Viele Erfindungen aus dem 19. Jahrhundert sind inzwischen aus der Zeit gefallen, zigfach überholt oder zur Randerscheinung geworden. Anders ist es beim Fahrrad. In seiner Liebeserklärung an das Verkehrsmittel erzählt der New-York-Times-Magazine-Autor Jody Rosen von der Geschichte und Gegenwart dieses für ihn genialen Fortbewegungsmittels. Er statuiert: „Wir leben auf einem Fahrradplaneten.“

(erschienen in VELOPLAN, Nr. 02/2025, Juni 2025)


Das Fahrrad hat als Verkehrsmittel eine bewegte Historie. Jody Rosen hat ausführlich recherchiert und kennt sie deshalb genau. Der Autor erzählt in „Zwei Reifen, eine Welt“, wie sich der Blick auf Fahrräder und ihre gesellschaftliche Rolle mit der Zeit gewandelt haben. Die Entwicklung begann bei jungen Aristokraten auf Drahteseln. Dann spielte das Zweirad auch für Frauen eine entscheidende emanzipatorische Rolle. Sie fuhren buchstäblich ihren Männern davon, die daraufhin das Fahrradfahren für Frauen gesetzlich verboten. Als weitere Stationen in der Geschichte des Fahrrads wirft Jody Rosen einen Blick auf Fahrradfriedhöfe und die Rolle des Fahrrads in den Black-lives-matter-Protesten. Dass der Fahrradkurier und Autor Rosen selbst außerordentlich fahrradverliebt ist, können die Leserinnen nicht nur zwischen den Zeilen spüren. Selbst ähnlich eingefleischte Liebhaberinnen dürften bei der Lektüre noch einige ebenso wichtige wie kuriose Details lernen. Wussten Sie, dass Fahrräder zu ihren Anfängen häufig im Weltall illustriert wurden? Dass ein späterer Tennis-Champion wohl als Letzter eines der zwei Standfahrräder auf der Titanic nutzte? Dass es doppelt so viele Fahrräder wie Autos auf der Welt gibt?
Das Fahrrad, so zeigt Jody Rosen, war stets politisch. Es hat die Welt verändert – und wird das vermutlich weiter tun.
Die deutsche Erstausgabe von „Zwei Reifen, eine Welt“ erschien im vergangenen Jahr. Das Original ging ein Jahr früher in den Druck unter dem Titel „Two Wheels Good. The History and Mystery of the Bicycle.

Jody Rosen wurde 1969 in New York City geboren und arbeitet als Journalist und Autor. Er schreibt hauptsächlich für das New York Times Magazine. Die Texte des US-Amerikaners mit Hintergrund als Radkurier handeln vornehmlich von Kultur und Fortbewegungsmitteln. Rosen lebt gemeinsam mit seiner Familie in Brooklyn.


Zwei Reifen, eine Welt: Geschichte und Geheimnis des Fahrrads | von Jody Rosen | Hoffmann und Campe Verlag | 1. Auflage 2023 (Deutsche Erstausgabe) | ca. 460 Seiten, Hardcover | ISBN: 978-3-455-01574-4 | 26,00 Euro


Bilder: Hoffmann und Campe, Whitney Chandler

Rein in die Mobilität von morgen

von Katja Diehl

Für die Bestseller-Autorin („Autokorrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt“) Katja Diehl klafft eine große Kluft auf zwischen den Bedürfnissen nach einer barrierefreien, klimagerechten und für alle erschwinglichen Mobilität und dem, was auf dieser Ebene geschieht. In ihrem neuen Buch analysiert sie rostige Stellschrauben und die Rolle der Wissenschaft, der Medien und der Industrie. Mit ihrem Buch will sie dazu beitragen, die identifizierte Kluft zu schließen. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 04/2024, Dezember 2024)


Spezifische Missstände gibt es laut Katja Diehl viele. In „Raus aus der Autokratie: Rein in die Mobilität von morgen“ begegnet sie diesen in drei Akten. Im ersten Teil widmet Diehl sich den Problemzonen des aktuellen Verkehrssystems in Deutschland. Im zweiten Teil geht sie den Ursachen des Stillstands auf den Grund und analysiert den Status quo, rechtliche Hemmnisse, Planungsfehler, Lobbyismus und Politik. Dabei bleibt sie konkret, wagt aber auch Systeme infrage zu stellen und reflektiert über Macht, Freiheit und die Rolle der Medien.
Vor Ort zeigt sich die Mobilitätswende doch oft in einem anderen Bild, als sie sich in großen politischen oder gesellschaftlichen Prozessen darstellt. Wichtige Erkenntnisse im dritten, konstruktiv orientierten Teil des Buchs zog Diehl auch aus den Gesprächen, die sie mit wichtigen Handlungsträgern in einigen deutschen Städten führte, darunter Berlin, Hannover, München und Hamburg.
Über 100 Expertinnen und Gestalterinnen hat Diehl für „Raus aus der Autokratie“ zum Interview getroffen. Von diesen Menschen lässt sich in Diehls Buch nicht nur Inhaltliches mitnehmen. Man begegnet ihnen mitunter auch in privater und biografischer Hinsicht. Obwohl so viele Menschen dazu beigetragen haben, ist „Raus aus der Autokratie“ auch ein persönliches Buch. Für die Autorin ist es die richtige Antwort auf die Hetze und den Hass, der ihr als kritische, in der Öffentlichkeit stehende Frau entgegenschlägt.

Katja Diehl hat selbst lange beruflich in der Mobilitäts- und Logistikbranche gearbeitet. Die Bestsellerautorin des Buches „Autokorrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt“ ist Trägerin des Leserpreises des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2022 und des Deutschen Mobilitätspreises in der Kategorie Menschen. Sie berät Politiker*innen und hostet seit fünf Jahren den Podcast „SheDrivesMobility“.


Raus aus der Autokratie: Rein in die Mobilität von morgen | von Katja Diehl | S. Fischer Verlag | Auflage 2024 | ca. 340 Seiten, Softcover | ISBN: 978-3-10-397577-2 | 20,00 Euro


Bilder: S.Fischer Verlage

Grundlagen zu Logistik und Wirtschaftsverkehr mit Lasten- und Transporträdern

von Tom Assmann, Anna Bürklen, Johannes Gruber, Dennis Knese, Patrick Mayregger und Christian Rudolph (Hrsg.)

Die Radlogistik ist ein aufstrebender Wirtschaftszweig im Zwischenraum der Fahrrad- und der Logistikbranche. Mit der gleichnamigen Open-Access-Veröffentlichung hat die Branche jetzt ein umfassendes Standardwerk bekommen. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 03/2024, September 2024)


Radlogistik ist als Tätigkeitsfeld sehr vielschichtig und dynamisch. Wer sich heute aus akademischer oder professioneller Perspektive mit dem Thema befassen will, hat Glück. In der Fachpublikation „Radlogistik: Grundlagen zu Logistik und Wirtschaftsverkehr mit Lasten- und Transporträdern“ haben eine Handvoll führender Akteure der Radlogistikbranche und ihrer Begleitforschung einen Wissensschatz zusammengetragen, der in dieser Form aktuell einzigartig sein dürfte.
Inhaltlich spannen die zahlreichen Beiträge den Bogen von der Lastenradtechnik und dem regulatorischen Rahmen der Radlogistik über Grundlagen der Logistik, Betriebsplanung und öffentliche Planung bis hin zu Praxiserfahrungen, Trends und Zukunftsaussichten der Branche. In 24 Kapiteln, geclustert in fünf Teile kommen 36 verschiedene Autorinnen zu Wort, die jeweils wertvolle akademische und betriebliche Perspektiven mitbringen. Wer trockene wissenschaftliche Texte erwartet, dürfte aber enttäuscht werden. Die meisten Menschen, die beruflich mit der Radlogistik zu tun haben, stecken voller Leidenschaft für ihre Tätigkeit. Diese Leidenschaft schimmert zumindest stellenweise zwischen den Zeilen hindurch. Das Buch, welches sich als Open-Access-Publikation kostenlos herunterladen lässt, zeigt, dass Radlogistik ein komplexes, aber spannendes Aufgabenfeld ist, das voller spannender Herausforderungen, aber auch Hürden steckt. Es bleibt abzuwarten und zu hoffen, dass dieser Wissensschatz viele Nachahmerinnen anzieht.


Radlogistik. Grundlagen zu Logistik und Wirtschaftsverkehr mit Lasten- und Transporträdern | von Tom Assmann, Anna Bürklen, Johannes Gruber, Dennis Knese, Patrick Mayregger, Christian Rudolph (Hrsg.) | Springer Gabler | 1. Auflage 2020 (Deutsche Erstausgabe) | ca. 425 Seiten (farbig, bebildert) | ISBN: 978-3-658-44448-8 | 42,79 Euro (Download: Open Access)


Bild: Springer Gabler

Wie wir unsere Straßen, Städte und unser Leben lebenswerter machen können

von Thalia Verkade und Marco Te Brömmelstroet

Thalia Verkade und Marco te Brömmelstroet stellen Fragen, die sich viele Menschen, die regelmäßig mit Mobilität zu tun haben, wohl auch schon mal gestellt haben. Um sie zu beantworten, ist mitunter eine detaillierte Analyse nötig. In „Gesellschaft in Bewegung“ gehen der Autor und die Autorin den Fehltritten der Vergangenheit (und Gegenwart) auf den Grund. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 03/2024, September 2024)


Öffentlicher Lebensraum ist eine wertvolle Ressource. Für die Journalistin Thalia Verkade und den Professor Marco te Brömmelstroet ist sie zu wertvoll, um Ungerechtigkeiten im Verkehr einfach so hinzunehmen. Das niederländische Duo geht in seinem bereits 2020 in der Originalversion veröffentlichten Buch der Frage nach, wie Straßen unsere Städte, unser Leben unsere Gesellschaft prägen und wie sich unsere Bewegungsgewohnheiten historisch entwickelt haben. Wer hat die wichtigen Entscheidungen über sie getroffen? Sie stellen fest, dass es nicht hilft, bei den Problemen im Handlungsfeld Mobilität und Gesellschaft zu klein zu denken. „Wir brauchen daher keine Verkehrswende – wir brauchen eine Gesellschaftswende“, ordnet te Brömmelstroet ihre Erkenntnisse ein. Passend dazu liefert das Buch, welches ab dem vierten Oktober erstmals auf Deutsch in den Handel kommt, nicht nur Fragen, sondern auch Antworten, wie sich alte Denkmuster überdenken, verändern und verbessern lassen, um eine menschengerechte und entschleunigte Stadtplanung zu verwirklichen. Dabei lassen sich von neuen Betrachtungsweisen bis hin zu praktischen städtebaulichen Tipps einige Erkenntnisse mitnehmen. In dieser aktualisierten deutschsprachigen Fassung nehmen die Autorin und der Autor mitunter explizit Bezug auf die deutschen Gegebenheiten. Vorbestellungen für „Gesellschaft in Bewegung“ sind schon vor dem Veröffentlichungstermin möglich.

Thalia Verkade hat als Journalistin schon viele Stationen hinter sich. Sie arbeitete bis 2021 bei der niederländischen Nachrichtenwebsite De Correspondent und schrieb auch dort zum Thema Mobilität. Zuvor war sie Russland-Korrespondentin für eine belgische Tageszeitung und berichtete für die NGO Amnesty International über russische Gefängnisse.

Marco te Brömmelstroet ist Professor für Urban Mobility Futures an der Universität Amsterdam. Im Netz bekannt als „Fietsprofessor“, konzentriert er sich auf die Schnittstelle zwischen Stadtplanung, Verkehr und gesellschaftlichen Veränderungen. Seine Stimme und Analysen finden weltweite Beachtung, sowohl auf relevanten Konferenzen als auch in den sozialen Netzwerken und auf Linked-in.


Gesellschaft in Bewegung: Wie wir unsere Straßen, Städte und unser Leben lebenswerter machen können | von Thalia Verkade und Marco te Brömmelstroet | Marmota Maps | 1. Auflage 2024 in deutscher Sprache | ca. 279 Seiten (farbig), | ISBN: 978-3-946719-49-6 | 22,00 Euro


Bilder: Marmota Maps, Lotte Stekelenburg, Guido Benschop

Bikepacking extrem – Mein Jahr als digitaler Lastenradnomade

von Gunnar Fehlau

Workpacking geht als Wortschöpfung auf Work and Travel und Bikepacking zurück. Velopreneur Gunnar Fehlau hat neben dem passenden Begriff einen ganz eigenen Lebensstil auf dem Lastenrad erschaffen. Im gleichnamigen Buch erzählt er die Geschichte eines einmaligen Arbeits- und Lebensjahres. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 02/2024, Juni 2024)


Am 2. Januar 2023 hat Gunnar Fehlau seinen gesamten Hausstand auf ein E-Cargobike verladen und damit ein besonderes Projekt begonnen. Für knapp ein Jahr war er auf dem Fahrrad quer durch Deutschland und seine Nachbarländer unterwegs. Die Tour war allerdings nicht als Sabbatjahr geplant. Stattdessen hat Fehlau den Begriff des Mobile Office wörtlich genommen.
Auf den ersten Blick ist das Buch Workpacking eine kurzweilige Lektüre, in der der Autor in einem bildreichen Tagebuchformat anekdotisch von seinen Erlebnissen und Erkenntnissen in den drei As – Alltag, Arbeit, Abenteuer – berichtet. Schon dabei erhält man tiefe Einblicke in das Leben eines Abenteurers und Unternehmers und viele hilfreiche Life-, Bike- und Outdoor-Hacks.
Auf den zweiten Blick dienen die Erfahrungen und erfahrenen Kilometer als Plattform, auf welcher der Autor eine kritische Bestandsaufnahme vornimmt zum digitalen Fortschritt in Deutschland, der Infrastruktur für Radfahrer und Camper und der Akzeptanz von neuen Formen des Arbeitens.
Fehlau ist nicht erst seitdem ihm der Titel „Fahrradpersönlichkeit des Jahres 2023“ von der BikeBild verliehen wurde, in der Fahrradszene gut bekannt und vernetzt. Die Arbeit in der Fahrradbranche prägt deshalb die mehr als 12.000 Kilometer lange Route, die er gefahren ist, und viele kleine Erlebnisse und große Events, die er mit der Strecke verband.

Gunnar Fehlau nennt sich selbst einen Velopreneur. Mit drei wirtschaftlichen Standbeinen in der Fahrradbranche und um sie herum hat er auch jedes Recht dazu. Fehlau steckt hinter dem Pressedienst Fahrrad, der Content-Agentur Velonauten und dem Bootcamp.Bike, das branchenfremde Fachkräfte mit Fachwissen fit für die Fahrradwirtschaft macht.


Workpacking. Bikepacking extrem – Mein Jahr als digitaler Lastenradnomade | von Gunnar Fehlau | Paul Pietsch Verlage | 1. Auflage 2024 | 256 Seiten, 300 Bilder| ISBN: 978-3-613-50967-2 | 29,90 Euro


Bilder: www.pd-f.de

Miteinander den Kulturkampf beenden

von Heinrich Strößenreuther, Michael Bukowski und Justus Hagel

Über Verkehr reden zu können, ohne dass es kracht, so lässt sich das Ziel des Buchs „Die Verkehrswesen“ zusammenfassen. Strößenreuther, Bukowski und Hagel plädieren für einen pragmatischen Blick auf die notwendigen Veränderungen im Verkehrssystem, der es ermöglichen soll, miteinander im Gespräch zu bleiben. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 02/2024, Juni 2024)


Rolf und Wendy heißen die fiktiven Hauptdarsteller, die den Leserinnen von „Die Verkehrswesen“ immer wieder begegnen. (Verkehrs-)Wendy und der Autofan Rolf verkörpern Gegenpole eines gesellschaftlichen Konflikts vom Auto gegen den Rest. Den beiden fiktiven Menschen und natürlich auch den Leserinnen wollen die Autoren einen pragmatischen Blick vermitteln, indem sie die Diskussion über die Verkehrswende versachlichen und gleichzeitig analysieren, wieso der Diskurs an vielen Stellen so kämpferisch ausgetragen wird. „Die Verkehrswesen“ analysiert die Vorteile und Grenzen einzelner Verkehrsmittel sowie die Ursachen von gegenseitigen Ärgernissen und Missverständnissen. Das Buch soll Mut machen, sich weiterhin im Diskurs miteinander an einer gemeinsamen Lösung zu beteiligen. Für die Autoren ist klar, dass es besser ist, stetig an kleinen Stellschrauben zu drehen, als sich in große zu verbeißen.
Die vielen Expertinnen-Statements, die die Autoren von „Die Verkehrswesen“ gesammelt haben, lassen sich in jedem Fall als Indiz dafür werten, dass sie diesen „Kulturkampf“ nicht als einzige leid sind. Neben dem ADFC-Bundesvorsitzenden Frank Masurat, Zukunft-Fahrrad-Geschäftsführer Wasilis von Rauch oder der VCD-Bundesvorsitzenden Kerstin Herrmann kommen Vertreter von einigen Kommunen und Verbänden aus der Verkehrs-, Auto- und Bahnsphäre in dem Buch zu Wort. Gemeinsam mit diesen zeigen Strößenreuther, Bukowski und Hagel blinde Flecken auf. Gleichzeitig reden sie Klartext, bieten Empathie und nicht zuletzt Unterhaltung für die Leserinnen.

Heinrich Strößenreuther ist laut der Zeitung taz „Deutschlands erfolgreichster Verkehrslobbyist“. Der CDU-Politiker ist zudem versierter Bus- und Bahn-Manager und hat unter anderem Changing Cities, GermanZero und die KlimaUnion mitgegründet. Strößenreuther hat neben dem Berliner Mobilitätsgesetz zu 50 Radentscheiden und 20.000 Bike+Ride-Stellplätzen beigetragen.

Michael Bukowski ist als freier Texter, Autor und Ghostwriter auf gesellschaftliche Großkonflikte spezialisiert. Er ist seit 2018 Mitglied des Ensembles vollehalle.de und als Speaker unterwegs.

Justus Hagel trat 2016 schon in jungen Jahren in die CDU ein. Er ist nach eigenen Angaben autosozialisiert aufgewachsen. Der angehende Jurist ist Vorsitzender des Landesverbandes Berlin der KlimaUnion.


Die Verkehrswesen. Miteinander den Kulturkampf beenden | von Heinrich Strößenreuther, Michael Bukowski und Justus Hagel | Tremonia Media |1. Auflage 2023 | ca. 140 Seiten (farbig), Softcover | ISBN: 978-3-00-077274-0 | 9,90 Euro


Bilder: Tremonia Media

Ein Rechtsratgeber für Kommunen, Verbände und Radfahrende mit über 600 Gerichtsentscheidungen

von Harald E. Siedler

Die Vorschriften, nach denen das Radfahren in Deutschland stattfinden darf, sind mitunter gut in zahlreichen Gesetzen und Verordnungen versteckt. „Rad + Recht“ soll Licht ins Dunkel bringen. Das Buch zeigt, wie der rechtliche Rahmen aktuell abgesteckt ist und wie er in der Praxis von den Gerichten gehandhabt wird. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 01/2024, März 2024)


Die Gesetzgebung ist der Rahmen, in dem Radverkehrsplanung stattfinden kann. Doch dieser Rahmen ist nicht geradlinig. Gerichtliche Entscheidungen präzisieren, was erlaubt ist, und erhöhen damit die Rechtssicherheit für Planerinnen. In seinem Buch Rad + Recht hat Harald E. Siedler über 600 Gerichtsurteile aufgearbeitet. Das Nachschlagwerk führt seine Nutzerinnen durch die zahlreichen Vorschriften und Verordnungen zum Thema Radverkehr und zeigt, wie Gerichte diese in der Praxis ausgelegt haben. Enthalten sind etwa die Straßenverkehrsordnung, die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung und das Straßenverkehrsgesetz. Auch die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung, das Bürgerliche Gesetzbuch und das Ordnungswidrigkeitengesetz beleuchtet der Autor im Detail.
Das Buch ist eine Informationsstütze und Entscheidungsgrundlage für die Verantwortlichen in vielen Behörden und Ämtern. Auch Radfahrerinnen selbst und Verbände zählt der Verlag zur Zielgruppe. Nebenbei erhalten die Leserinnen tiefere Einblicke, wie das deutsche Rechtssystem funktioniert, zum Beispiel wie Gerichte mit Beweisen umgehen. Tieferliegend findet sich in dem faktenlastigen Werk auch ein Appell. Es ist dringend notwendig, den vielen Vorschriften für Radfahrer*innen mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen.

Harald E. Siedler hat schon mehr als eine halbe Million Kilometer auf dem Fahrrad gesessen. Der Rechtsanwalt engagiert sich in einem Radsportverein in Augsburg. Mit Rad + Recht will Siedler in die Fußstapfen seines verstorbenen Kollegen treten, dessen Werk Recht für Radfahrer 2013 in der dritten Auflage erschien.


Rad + Recht: Ein Rechtsratgeber für Kommunen, Verbände und Radfahrende mit über 600 Gerichtsentscheidungen | von Harald E. Siedler | Thiemo Graf Verlag | 1. Auflage 2023 | ca. 430 Seiten, Softcover | ISBN: 978-3-94021-736-3 | 54,95 Euro


Bilder: Thiemo Graf Verlag

How inclusion shapes design

von Kat Holmes

Laut Kat Holmes sollte eine Behinderung nicht als persönlicher Gesundheitsumstand gesehen werden. Wer Behinderungen als unstimmige menschliche Interaktionen betrachtet, platziert die Verantwortlichkeit bei den richtigen Menschen. Wer Städte, Arbeitsplätze und vieles mehr gestaltet, hat die Macht, die ganze Gesellschaft durch inklusives Design zu stärken. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 01/2024, März 2024)


Für das Ziel der Inklusion zu gestalten, fängt da an, wo man Exklusion anerkennt. Kat Holmes empfiehlt, sich an das Kindesalter zu erinnern und sich zu fragen, wann man sich in einer Spielsituation willkommen gefühlt hat und wann man ausgeschlossen worden ist. Ausgehend davon lässt sich feststellen, dass die meisten Aspekte menschlichen Zusammenlebens es vermögen, Menschen Zugang zu ihrer Umgebung zu geben oder ebendiesen Zugang zu verwehren. Das betrifft den urbanen Raum, aber auch Arbeitsplätze, Technologie und diverse Formen menschlicher Interaktion.
Überall dort, wo die von Menschen erschaffene Umgebung verhindert, dass ein Bedürfnis erfüllt wird, entsteht ein Mismatch, für die Autorin die Bausteine der Exklusion. Inklusives Design verfolgt das Ziel, diese Umstände zu beseitigen. Laut Holmes wird dieser Ansatz zu selten als übergeordnete Priorität konsequent umgesetzt. Ein Lösungsansatz für dieses Problem lautet, mithilfe der exkludierten Menschen zu designen, statt für sie. Dabei entstehen mitunter elegante Lösungen, von denen am Ende die ganze Gesellschaft profitiert.
Kat Holmes erzählt in Mismatch von den Pionier*innen inklusiven Designs. Vielfach sind diese zu ihren inspirierenden Entwicklungen auch durch eigene Exklusionserfahrungen gekommen. Auch wenn die Beispiele in diesem Buch sehr divers sind, steckt jedes Kapitel voller Design-Lektionen, die sich als Leitfaden für die Praxis eignen. Die Geschichten zeigen, dass Inklusion ein Innovationstreiber sein und somit einen großen gesellschaftlichen Mehrwert herstellen kann.


Mismatch: How Inclusion Shapes Design | von Kat Holmes | MIT Press | 2018 | ca. 170 Seiten (farbig, bebildert), Softcover | ISBN: 978-0262038881 | 18,99 Euro


Bild: MIT Press

von Heinrich Strößenreuther

Um es vorweg zu nehmen: Wir finden, dass dieses Buch nicht nur zur Weihnachtszeit ein hervorragendes Geschenk ist für Politiker, Bürgermeister und alle anderen Verantwortlichen, die sich zum Thema Radverkehr einen schnellen Überblick verschaffen oder sich einfach inspirieren lassen möchten. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 01/2019, Dezember 2019)


Autor Heinrich Strößenreuther, laut Klappentext ein „mit allen Wassern gewaschener Campaigner, Verkehrsexperte und Vater des Volksentscheids Fahrrad“, ist es gelungen, eine ebenso kurzweilige, wie informative Mischung aus Bildband und Sachbuch zu schreiben. Etwas weit ausgeholt klingt der Buchtitel „Der Berlin-Standard. Moderne Radverkehrspolitik Made in Germany – Ein Bildband über Deutschlands erstes Mobilitätsgesetz“. Umso konkreter wird es dann im Innenteil. Aus seiner jahrelangen Erfahrung destilliert Heinrich Strößenreuther Hintergründe und Informationen und verbindet sie mit praktischen Tipps. Praktischerweise braucht er dabei nie mehr als eine Seite.
Ein ideales Buch also für alle, die in kürzester Zeit über die wichtigsten To-dos, Zahlen, Daten, Fakten und Argumentationen informiert sein wollen oder sich bei Fragestellungen und Gesprächen mit den verschiedenen Anspruchsgruppen schnell auf Stand bringen möchten.
Kostproben: „Warum Sie mit dem Berlin-Standard wiedergewählt werden“, oder „Der Radverkehr ist systemrelevant“ heißen zwei Überschriften, die zugespitzt wesentliche Themenbereiche als Hintergrund anreißen, bevor es zum „Berlin-Standard“ geht.
Hier stellt Heinrich Strößenreuther die zentralen Eckpfeiler des Gesetzes vor und zeigt, wie auch in anderen Städten ein rascher fahrradfreundlicher Umbau gelingen kann. Dabei geht es ebenso um die Infrastruktur, wie auch Budgets, Kommunikation, Organisationen, Vorbilder, Fahrradstaffeln oder das Thema Vision Zero.

Heinrich Strößenreuthers Appell: „Ich will auch einfach nur sicher und entspannt Rad fahren. Mitten durch die Stadt, das kann so schön sein. Machen Sie das möglich.“


Der Berlin-Standard | von Heinrich Strößenreuther | Thiemo Graf Verlag | ISBN: 978-3-940217-25-7 | 140 Seiten, farbig, bebildert, Hardcover | Preis: 39,90 € (D/AT) | Erstverkaufstag: 13.03.2019


Bilder: Thiemo Graf Verlag

Ein umfassender Werkzeugkasten für Städte und Gemeinden

von Thiemo Graf

Eine Lösung gegen Hilflosigkeit ist das Buch „Fahrradstadt“ von Thiemo Graf. Der Autor möchte Radwege in jeder Stadt und Gemeinde als „gebaute Einladungen“ verstehen können. Und er ist überzeugt, dass jede Kommune das Potenzial besitzt, Fahrradstadt zu werden. (erschienen in VELOPLAN, Nr. 01/2023, März 2023)


Adressiert ist das Buch explizit an Bürgermeisterinnen, Landräte und kommunale Führungskräfte. Diesen stellt Graf auf jeder Doppelseite ein Werkzeug für Fahrradstädte vor, textlich prägnant erklärt und bildlich veranschaulicht. Damit verfolgt er das Ziel, die Entscheiderinnen zu überzeugen, Radverkehr zur Priorität zu machen. Aus Verhindern soll Ermöglichen werden. Seine Definition einer Fahrradstadt bezeichnet der Autor selbst als unspektakulär und baut damit vielleicht innere Hürden ab, die den Wandel abbremsen könnten. „In einer Fahrradstadt sitzt der Querschnitt der Bevölkerung im Sattel“, sagt er. 12-Jährige und 80-Jährige sollen gleichsam entspannt und selbstverständlich mit dem Fahrrad unterwegs sein können.
Das Buch eignet sich zum Lesen oder Durchblättern. Es soll wirkungsvoll informieren und die Entscheidungsträger zum Handeln inspirieren. Bevor es an die Maßnahmen geht, bricht der Autor den Erfolg vorbildhafter Fahrradstädte auf vier Faktoren herunter. Er ermutigt die Leserinnen und zeigt, dass auch die großen Sterne am Radverkehrshimmel früher einmal Autostädte waren. Der Autor unterscheidet in seinem Werkzeugkasten zwischen strategischen und operativen Maßnahmen. Laut Graf handelt es sich sicher nicht um alle, aber um die wichtigsten Handlungsempfehlungen. Zu den strategischen Maßnahmen zählt etwa, dass Verwaltungen konkrete Ziele formulieren oder den Faktor Reisegeschwindigkeit mitdenken sollen. Sie perforieren also die Herangehensweise auf dem Weg zur Fahrradstadt. Die operativen Maßnahmen, also die tatsächlichen Eingriffe in den Raum und die Stadtkultur, sind unterteilt entlang der „Vier Säulen der Radverkehrsförderung“, Infrastruktur, Information, Service und Kommunikation. Ein paar Minuten auf einer Doppelseite reichen aus, um zu verstehen, welchen Effekt Ampeltrittbretter haben oder warum die richtige Beleuchtung von Fahrradwegen essenziell ist. Wer also als Radverkehrsplanerin in der eigenen Kommune einen schweren Stand hat, könnte dieses Buch sehr interessant finden. Auch Bürgermeister*innen haben schließlich mal Geburtstag.

Thiemo Graf hat das Hygge-Modell für Radwege entwickelt und das i.n.s. – Institut für innovative Städte gegründet. Er berät und begleitet Kommunen, Ministerien und Behörden bei allem, was mit dem Radverkehr zu tun hat. Graf moderiert auch Fachveranstaltungen und hält Vorträge. Seit 2016 hat er mehrere Fachbücher geschrieben und mit dem Thiemo Graf Verlag verlegt.


Fahrradstadt. Ein umfassender Werkzeugkasten für Städte und Gemeinden | von Thiemo Graf | Herausgeber i.n.s. – Institut für innovative Städte | Thiemo Graf Verlag | 1. Auflage 2020 | ca. 200 Seiten | ISBN: 978-3-940217-31-8 | 25 Euro


Bilder: Thiemo Graf